Laienexorzismus  Auf Zehenspitzen schleichend und einer sich hinter dem anderen und der andere sich hinter den Bäumen versteckend, kommen die mit Forken und Knüppeln bewaffneten Dorfleute und Bauern, der Priester mit den drei Weibern, der Hufschmied mit den beiden Lehrbuben Schritt für Schritt der Feuerstelle näher, um welche Millemosche, Pannocchia und Carestia stehen und immer heftiger darüber diskutieren, wer die Kuh nun abstechen soll. An, dan, des. Und so kommt es, daß die dreie nichts merken, und als sie es merken, ists zum Entwischen zu spät, denn sie werden mit den auf ihre Bäuche gerichteten Forken zu Boden geworfen, und ihre Knochen krachen wegen der Hiebe und Tritte, die jählings auf sie niederprasseln wie Hagel bei einem Gewittersturm. Anjetzt käme es ihnen sehr gelegen, wenn alles, was geschieht, ein Traum wäre, doch da ist nichts zu machen, sie können nicht aufwachen, denn sie sind schon wach. Eine schlimme Geschichte, mit all diesen Leuten drumherum, die sie für Teufel aus der Hölle halten oder für Besessene oder für ruhelose Seelen. Eines der Weiber, das hinter dem Priester steht, zieht eine Schere hervor. Ihnen müssen auf der Stelle, noch bevor sie auf den Scheiterhaufen kommen, die Augen ausgestochen werden. Die ärgste Gefahr, die von Teufeln ausgeht, liegt in ihren Augen und in ihrem Schwänze. Mit einem Blick können sie dich niederstrecken, und wenn einer ihren Schwanz berührt, wird er selber zum Teufel. Doch diese dreie halten den Schwanz versteckt. Ganz schlau. Die Alte nähert sich und will mit aller Gewalt Millemosches Beinkleider herunterreißen, um ihm den Schwanz abzuschneiden. Doch unterdessen kommt der Mühlenbesitzer heran und hält in der Hand ein Knäuel Schnur.

»Seid vorsichtig, sie fliegen. Wir müssen sie gleich binden, denn sonst fliegen sie auf und davon.«

»Aber warum pfählen wir sie nicht, dann ist es vorbei, und wir verlieren keine Zeit mehr?«

»Machen wir die Dinge, wies sich gehört. Entweder den Pfahl in den Arsch oder den Scheiterhaufen, eines von beiden.«

»Besser der Scheiterhaufen, das ist doch gar kein Vergleich. Beim Pfahle im Arsch lachen die sich doch eins.«

»Da gibts nicht viel zu lachen mit einem Pfahle im Arsch.«

»Ich sag dir, die da haben ein so großes Loch, da würde noch ein Schiffsmast durchgehen. Doch mit dem Feuer verbrennen sie und Amen.«

 »Ich bin für den Pfahl im Arsche.«

»Ich bin fürs Feuer.«    - Luigi Malerba, Tonino Guerra: Von dreien, die auszogen, sich den Bauch zu füllen. Roman aus dem Jahre 1000. Berlin 1996

 

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