Kräutertrank  In wochenlangem Fragen, Querfragen, Rückversichern, Extrapolieren, Prüfen bei etwa 20 Informanten ergab sich für die Zubereitung des Abós, des rituellen Kräutergetränkes und Bades das folgende Bild: 3 (in Aracajú), 7 (in Bahia, Manaus), 14, 21 oder 42, beziehungsweise 41 (Maria) Pflanzen werden je Abó verwendet. Man benützt im wesentlichen die Blätter, Blüten, wenn vorhanden, in einigen Fällen die Früchte (Mario): (Algodao da Cega) und Wurzeln (Dandá und Batata de Teiú). Maria mischt 7 oder 14 Kräuter für die Eguns, gewöhnlich 21 für alle anderen Götter. Je frischer die Pflanzen sind, desto besser; doch dienen auch getrocknete.

Man setzt den Abó in einem 7 bis 10 Liter fassenden Tonkrug an. Unter Absingen der Lieder des betreffenden Gottes wird etwa eine Handvoll von jedem Kraut gewaschen und mit den Fingern zerkleinert und in den Krug geworfen. Reines, kaltes Quellwasser, das vor Sonnenaufgang geschöpft sein rauss, wird hineingegossen, bis es die Pflanzen bedeckt. Maria gibt Salz, Zucker, etwas Blut von einer weissen Taube, geriebene Dandäwurzel, Orobonuss, Petchuri, Muskat, das Pulver Pemba, ein Glas Weisswein und ein halbes Glas Honig hinzu. Das Gemisch bleibt drei Tage, nur mit einem Leinentuch zugedeckt, stehen. Dann entnimmt man morgens gegen vier zum Trinken und Baden einen Liter Flüssigkeit und füllt die gleiche Menge an Quellwasser nach. So jeden Morgen. Nach sieben Tagen muß ein neuer Abó angesetzt werden.

Maria läßt die Novizen drei Finger hoch in einem Wasserglas drei Monate lang auf nüchternen Magen jeden Morgen trinken. Der Nachfolger von Pedro sagt, daß sie 21 Blätter für jeden Gott benützten. Der Abó würde nicht getrunken; er enthielte auch Giftpflanzen und diene nur zum Bad. Weder Honig noch Wein. Ich habe mit Mario drei Abós zubereitet, für Oxalá, Xangó und Tempo. Auch er versicherte - entgegen der Aussage vieler anderer Informanten, daß der Abó nicht zum Trinken bestimmt sei. Er verwendete Weisswein nur für Oxalá, Rotwein für Xangó. - (xan)

Kräutertrank (2) Der Abó stärkt. Kräutergemische werden nach stundenlangem Trommeln von den Musikern in den Zimmern der Götter getrunken. Der Abó hilft auch bei körperlichen Beschwerden. Ein Pai de Santo verordnete ihn seiner geistlichen Tochter bei starkem Husten.

Zwei interessierte Aussenstehende berichten von Wohlbefinden und leichter Benommenheit nach dem Bad mit einem Abó, der eine - ein französischer Student - habe sich zusammennehmen müssen, um bei der anschließenden Zeremonie nicht in Trance zu fallen - incorporer - wie er sich ausdrückte. Beide berichten von einem »Weichwerden« der Knochen.

Wohlbefinden, Verminderung der Wachsamkeit, »Weichwerden« der Knochen habe ich nach zwei Bädern mit dem Abo Oxalis, den ich mit Mario zubereitete, beobachten können. Meine Frau unterzog sich einem Versuch mit dem Abó Xangós und bestätigte unabhängig von mir die drei Kriterien.

Dass die Novizen sich an nichts aus ihrer Initiationszeit erinnern, ist ein Topos in allen Candomblés.

Ein Ogum geweihter Mann aus Aracajii berichtete, dass er jedesmal gleich nach Trinken des Abós in Trance gefallen sei. Zuerst empfand er starke Kälte, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Binon läßt die Vermutung zu, dass der Synkretismus die Duftstoffe der rituellen Pflanzen in seinen religiösen Plan genau einkalkuliere: Binon berichtet, dass es Eingeweihte gäbe, die beim blossen Riechen des Abós in Trance fallen. - (xan)

Kräuter Getränk


Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme