ometenfamilie
Es gab Weibchen und Männchen, Kometen und Kometinnen, glühender
Leidenschaften fähig, doch den bescheidenen häuslichen Pflichten abgeneigt;
eine Kometenheirat wurde jedenfalls nirgends in den peinlich genauen Protokollen
des Himmels registriert; eine ruhige, gelangweilte Kometenfamilie - Vater, Mutter
und junge Brut - beim Sonntagsspaziergang mit dem schwachen Trost eines Eisbechers
hat niemand gesichtet. Ganz im Gegenteil erscheint die Annahme nicht unbegründet,
die Männchen hätten irgendwo ihre Turnhallen, Kneipen und Kasernen, während
die Weibchen in würdigen und lieblichen Behausungen einen eleganten Lebensstil
pflegen, jenen cultus foeminarum, der seit eh und je die weibliche Vertrautheit
mit Leib und Seele kennzeichnet. Die Kometinnen, Nönnchen, Nüttchen, Geschiedene,
feine Damen, Herzoginnen, Aschenbrödel, aber alle leidenschaftlich und mit eigensinnigem
Körper, reisen gern, der Exotik und des Vergnügens halber: und vor allem, scheint
es, heben sie diese unsere Welt, sowohl den Ringelreihen der Planeten wie vor
allem diese unsere Erde, den Planeten mit seinen Geschäften, Parks, Schwimmbädern,
dem Getier in Wasser und Luft, mit seinen frohen Morgenröten und seinen lockenden
Dämmerungen, mit seinen Verliebten, seien es nun Katzen, Monarchen oder Narzisse.
- Giorgio Manganelli, Kometinnen
und andere Abschweifungen. Berlin 1997
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