»Ein Kampfhahn«, sagte Maigret nur zu Mr. Pyke.
Aber dann wurde es ernster.
Paris: Entôlage.
Der Engländer fragte: »Was ist das?«
Ja, wie soll man das einem Mann erklären, der einer Nation angehört, die als die prüdeste der Welt gilt?
»Das ist gewissermaßen ein Diebstahl, aber ein unter besonderen Umständen begangener Diebstahl. Wenn ein Herr ein unbekanntes Fräulein in ein mehr oder weniger zweifelhaftes Hotel begleitet und dann hinterher jammernd meldet, daß seine Brieftasche gestohlen ist, so nennt man das Entôlage. Fast immer hat das Fräulein einen Komplicen, verstehen Sie?«
»Ich verstehe.«
Dreimal war Marcel Pacaud wegen einer derartigen Mittäterschaft verurteilt worden, und jedesmal war die Rede von einer gewissen Ginette. Dann kam es noch schlimmer: es folgte nun ein Messerstich, den Pacaud einem sich wehrenden Herrn versetzt hatte.
»Das nennen Sie wohl schwere Jungen«, sagte Mr. Pyke leise. Sein Französisch
hatte einen furchtbaren Akzent. Es klang fast ironisch. - Georges
Simenon, Mein Freund Maigret. München 1975 (Heyne Simenon-Kriminalromane
10, zuerst 1949)
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