räulein  Schließlich sprach La Cote Male Taile: Edles Fräulein, ich will diesen Schild nehmen, wenn ich weiß, wohin die Reise geht; denn ich bin erst heute zum Ritter geschlagen worden und möchte dieses Abenteuer auf mich nehmen. Wie ist Euer Name, edler junger Mann? fragte das Fräulein. Mein Name ist La Cote Male Taile.

So heißt Ihr mit Recht, erwiderte das Fräulein, der Ritter mit dem schlecht geschneiderten Rock. Doch wenn Ihr so kühn seid, den Schild zu nehmen und mir zu folgen, wird Eure Haut ebenso durchlöchert werden wie Euer Rock.

In diesem Falle, antwortete  La Cote Male Taile, werde ich Euch nicht um Salbe bitten, mich zu heilen. Darauf kamen sogleich zwei Knappen an den Hof und brachten ihm Pferd, Rüstung und Lanzen, und als er gewappnet war, nahm er Abschied. Es geschieht nicht mit meinem Willen, sagte der König, daß Ihr dieses schwere Abenteuer auf Euch nehmt. Herr, erwiderte er, dieses Abenteuer gehört mir, es ist mein erstes, und ich will es auf mich nehmen, was auch daraus werde. Dann ging das Fräulein fort, und La Cote Male Taile folgte ihr kurz darauf. Bald holte er das Fräulein ein, und sogleich schmähte sie ihn in der schimpflichsten Weise.

 Dann befahl Sir Kay dem Narren des Königs, Sir Dagonet, er solle sich wappnen und La Cote Male Taile nachreiten und ihn zum Kampf auffordern, und das tat er auch. Als er ihn erblickte, rief er ihm laut seine Herausforderung zu. Da stieß ihn Sir La Cote Male Taile glatt über den Schweif seines Pferdes hinunter. Das Fräulein aber verspottete La Cote Male Taile und sagte: Welche Schande! Jetzt bist du an Artus‘ Hof entehrt, wenn sie dir einen Narren schicken, um mit dir zu kämpfen, und das auch noch bei deinem ersten Kampf. So schmähte sie ihn lange, während sie weiterritten. Nach einiger Zeit begegnete ihnen der wackere Ritter Sir Bleoberis von Ganis, und der kämpfte mit La Cote Male Taile und warf ihn mit einem wuchtigen Stoß samt seinem Pferd zu Boden. La Cote Male Taile stand schnell wieder auf, hob den Schild und zog das Schwert und wollte bis zum Außersten gehen, denn er war über alle Maßen zornig. Nein, sagte Sir Bleoberis, diesmal will ich nicht zu Fuß kämpfen.

Da schalt das Fräulein Maledisant La Cote Male Taile aufs schimpflichste und rief ihm zu: Kehr um, Feigling! Ach, Fräulein, erwiderte er, seid gnädig und schmäht mich nicht mehr, mein Kummer ist schon groß genug. Ich bin kein schlechter Ritter, bloß weil mich mein Pferd im Stich gelassen und Sir Bleoberis mich niedergeworfen hat.

So ritt er zwei Tage mit ihr. Da kam durch Zufall Sir Palamides des Weges und kämpfte mit La Cote Male Taile und streckte ihn ebenso nieder, wie es vorher Sir Bleoberis getan hatte. Was willst du in meiner Gesellschaft? fragte das Fräulein Maledisant, denn du kannst dich gegen keinen Ritter im Sattel behaupten und keinem Lanzenstoß standhalten, Sir Dagonets ausgenommen. Ach, schönes Fräulein, daß mich Sir Palamides niedergeworfen hat, macht mich nicht schlechter, auch habe ich noch nicht viel an Ansehen eingebüßt, denn weder Sir Bleoberis noch Sir Palamides wollten zu Fuß mit mir kämpfen. Weil sie es verschmähten, entgegnete das Fräulein, vom Pferd zu steigen, um gegen einen so unfähigen Ritter wie dich anzutreten. Unterdessen kam Sir Mordred, Gaweins Bruder, und schloß sich der Gesellschaft des Fräuleins Maledisant an.

 So erreichten sie die Burg Orgulous. Dort herrschte der Brauch, keinen Ritter passieren zu lassen, ohne daß er kämpfte oder gefangengenommen wurde oder wenigstens Pferd und Harnisch verlor. Und schon kamen zwei Ritter aus der Burg heraus, und Sir Mordred stritt mit dem ersten, und dieser stieß Sir Mordred vom Pferd. Danach kämpfte La Cote Male Taile mit dem anderen, und beide warfen einander samt ihren Pferden nieder. Da machten sie sich frei und nahmen neue Pferde. La Cote Male Taile stellte sich dem Ritter, der Sir Mordred niedergeworfen hatte, und er verwundete ihn schwer, und dieser stürzte vom Pferd, als wäre er tot. Dann wandte er sich gegen den anderen, mit dem er zuerst gekämpft hatte, doch der floh in die Burg.  

Sogleich umringten ihn hundert Ritter und griffen ihn an, Als er sah, daß sie sein Pferd töten wollten, stieg er ab, warf die Zügel zu Boden und trieb das Pferd aus dem Tor. Dann stürzte er sich zwischen sie und stellte sich mit dem Rücken zur Wand eines Frauengemachs und sagte sich, er wolle lieber in Ehren sterben als die Schmähungen des Fräulein Maledisant länger ertragen. Während er focht, schlüpfte die Dame, der das Gemach gehörte, heimlich zu einem Pförtchen hinaus. Vor dem Tor fand sie das Pferd von La Cote Male Taile, bekam es leicht am Zügel zu fassen und band es an dem Pförtchen fest. Danach schlich sie in ihr Gemach zurück, um zuzusehen, wie der eine Ritter gegen hundert kämpfte. Als sie lange genug zugesehen hatte, ging sie zu einem Fensterchen hinter seinem Rücken und sagte: Ritter, du kämpfst wunderbar, aber dennoch wirst du schließlich sterben müssen, wenn es dir nicht gelingt, mit deiner großen Kraft zu jenem Pförtchen zu gelangen, denn dort habe ich dein Pferd angebunden, das auf dich wartet. Du mußt an deine Ehre denken und nicht ans Sterben, denn du kannst dieses Pförtchen nicht erreichen, ohne daß du edle und mächtige Taten vollbringst. Da packte La Cote Male Taile sein Schwert fester, nahm den Schild vor und schlug sich durch das dichteste Handgemenge. Als er zu dem Pförtchen kam, warteten dort vier Ritter auf ihn. Mit den ersten beiden Streichen erschlug er zwei von ihnen, und die anderen flohen. So sprang er auf sein Pferd und ritt davon.

 Unterdessen sagte das Fräulein Maledisant zu Sir Mordred: Ich glaube, mein närrischer Ritter ist entweder tot oder gefangen. Doch da sahen sie ihn angeritten kommen. Und als er bei ihnen war, erzählte er, was er vollbracht hatte und wie er allen zum Trotz entkommen war: Und einige der besten von ihnen werden nie mehr den Mund auftun. Du lügst, sagte das Fräulein, ich wette, sie haben dich nur laufenlassen, weil du eine Memme bist und eine Schande für die ganze Ritterschaft.

So holt Euch den Beweis, erwiderte La Cote Male Taile. Um die Wahrheit zu erfahren, sandte sie einen ihrer Boten aus, und dieser ritt schnell zur Burg und erkundigte sich, wie La Cote Male Taile entkommen war. Da verfluchten ihn alle Ritter und sagten, er wäre ein Teufel und kein Mensch. Zwölf unserer besten Ritter hat er erschlagen, und wir hatten bis zu diesem Tage geglaubt, das könnte nicht einmal Sir Lanzelot vom See oder Sir Tristan von Liones. Allen zum Trotz ist er gegen unseren Willen davongekommen.

Mit dieser Antwort kehrte der Bote zu Fräulein Maledisant zurück. Da ließ sie den Kopf hängen und war recht still.   - (artus)

Fräulein (2) Dem Fräulein von Guise, späterhin Fürstin von Conty, wurde von mancherlei Personen der Hof gemacht, unter anderen vom tapferen Givry. (Er war aus dem Haus derer von Anglure.) Man erzählt, daß sie, nachdem er ein Stelldichein von ihr erlangt hatte, auf den Einfall kam, sich aus Tändelei als Nonne zu verkleiden. Givry stieg an einer Strickleiter hoch; er war aber derart überrascht, eine Nonne vorzufinden, daß es ihm unmöglich war, sich wieder zu fassen, und er mußte zurückkehren, wie er gekommen war. Danach konnte er kein zweites Stelldichein mehr von ihr erlangen; sie verachtete ihn, und Bellegarde führte das Abenteuer zu Ende. (Bellegarde nahm einen Mann auf, der aus Paris flüchtete. Der gab ihm das gezeichnete Porträt des Fräuleins von Guise. Sie war erst fünfzehn Jahre alt, als es angefertigt wurde. Durch dieses Bild begann er, sich in sie zu verlieben. Sechs Jahre vor ihrem Tod gelangte sie wieder in den Besitz dieses Porträts und erzählte es Frau von Rambouillet, die es noch am selben Tag ansehen ging; sie empfand große Freude darüber.) In den «Liebschaften Alcandres» findet man den Beginn dieser Liebelei geschildert. Allerdings verkleidete sie sich aus Angst vor ähnlichen Überraschungen nicht wieder als Nonne. Ich habe sagen hören, daß es auf dem Fußboden stattfand, im Zimmer der Frau von Guise selbst, die im Bett lag und, da sie sich schläfrig fühlte, die Bettvorhänge hatte vorziehen lassen, um zu schlafen. Fräulein von Vitry, die Vertraute des Fräuleins von Guise, spielte die Kupplerin. Die Schöne machte, als es zur Erstürmung der Zinnen kam, «uff!», die Mutter wachte auf und fragte, was es gebe. «Es ist nur», gab die Vertraute zurück, «daß das Fräulein sich bei der Handarbeit gestochen hat.»

Fräulein von Guise betrug sich in der Folge auf eine Weise, daß nur noch der Fürst von Conty in der Lage war, sie zu heiraten. (Er war stumpfsinnig.) - (tal)

Fräulein (3) »Das hat gerade noch gefehlt«, ächzte der Mann im Rollstuhl. »Das ist kein Rennen mehr, das ist eine Nervenmühle.«

»Wie das so zu sein pflegt«, tröstete der Onkel. »Meinetwegen wollten sich vor Jahren zwei Fräuleins aus der Bar vergiften, die eine, Vlasta, sagte zu mir: Komm, wir machen es aus Liebe, aber ich verspürte keine Lust, sondern nur Brustbeschwerden, darüber geriet sie in Wut: Du Tropf, soll ich Dir eins mit der Flasche überziehn? O Ja, die Vlasta wußte nur zu gut, wie man sich ein Männerherz geneigt macht, dann kamen die Fleischer, ich führte ihnen meine Spezialakrobatik vor, und wir unterhielten uns so großartig, daß zu Vlasta der Doktor kommen mußte und mich die Polizei heimschaffte.«

»Und das andere Fräulein?« »Die wollte sich meinetwegen mit Sliwowitz vergiften, Zdenka Malikova hieß sie und war überaus freundlich, sie küßte mich mitten im Lokal, so daß die Dragonerleutnants halb krank wurden vor Eifersucht, dann nahm sie mich mit auf ihr Zimmer, dort belehrte ich sie über die transzendentale Wissenschaft, das Übernatürliche, wie es in Mozart vorkommt, die Zdenka freilich bewies wenig Sinn für die hohen Werte, sie redete mir gut zu: Laß den Schwachsinn, mich überzeugst du nur als Mann, also legten wir uns lang, am liebsten jedoch war ich auf und davon, leider war das Zimmer im ersten Stock, wer springt schon gern aus einem Fenster im ersten Stock? Zdenka drückte sich an mich und erlaubte mir allerhand, mir aber war nur daran gelegen, ihr Wissen beizubringen, deswegen zitierte ich, was Strauß gesagt hat, als er Mozarts Jupiter-Symphonie in die Hände bekam: Mir wird schlecht davon, Zdenka beeindruckte das Zitat überhaupt nicht: Mir wird schlecht von Dir, merkst Du denn nicht, was ich für einen Körper habe? Eigentlich wollte ich nichts wie abhauen, ich hätte es auch getan, wenn nicht auf dem Gang der Bernhardiner so unverschämt geknurrt hätte, aus diesem Grunde sang ich Sei nur mein, Violetta und ergab mich.«  -  Bohumil Hrabal, Der Tod des Herrn Baltisberger. In: B. H., Die Bafler. Erzählungen. Frankfurt am Main 1966 (es 180, zuerst 1964)

Fräulein (4)

Kennt ihr das Fräulein Dienchen nicht.
Sie hat ein Tabaksdosengesicht
So etwas wie ’ne Nase drinne
Und den Charakter einer Spinne.

Hat man mit dem Vergrößrungsglase
Endlich gefunden ihre Nase
So mußt du Mikroskope brauchen
So findst du nie die Katzenaugen.

Ihr dickes Haar ist tölpisch aufgebaut
Doch niemand schimpfe ihre Haut
Sie ist so fein so zart so weiß
Als wie ein alter Hühnersteiß.

Ihr faltig Kleid von steifem Zeug
Hoch aufgepufft betrüget euch
Wo andre Fräuleins Berge haben
Kann hier kein matter Floh sich laben.

Schad’ daß ein Hügelchen den schönen Wuchs befleckt
Das erst vor kurzer Zeit ein Kenneraug’ entdeckt.
In ihrem magern Unterleib
Brummt oft ein Wind zum Zeitvertreib.

- Clemens Brentano

Fräulein (5)  Sie gingen zusammen in die Küche, wo Fräulein Limburg wirkte, eine mollige und kleine Dame, schon deutlich bejahrt. Sie schürzte die Lippen, was ihr Katzenköpfchen ironisch spitz machte, schnitt Brezeln durch, bestrich sie mit Butter und schenkte Rot- und Weißwein in Viertellitergläser ein, die ringsum auf Servierbrettern glänzten. Wie eine durchsichtige Schicht, die schwebte, sah dies in der hellen Küche aus, wo Fräulein Limburg als dunkle Biene wirkte, das Haar so rabenschwarz wie ihr Kleid, das ihr bis unters Kinn reichte; denn Fräulein Limburg legte Wert darauf, nicht Frau genannt zu werden, wie jetzt Doktor Weingarts mit hochgestrecktem Zeigefinger erklärte, wobei Fräulein Limburg nickte. - »Ich habe mit dem Zeug nie was zu schaffen gehabt«, erklärte sie und deutete vage nach unten. - Hermann Lenz, Herbstlicht. Frankfurt am Main 2000

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