Hottentotte  Hans war ein Mensch ohne jede Prinzipien, doch, wie die Buren sagen, ›so schlau wie eine Steige Affen‹. Außerdem trank er, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Er hatte jedoch eine gute Eigenschaft: kein Mensch war treuer als er, und man kann vielleicht sogar sagen, daß kein anderer Mensch, sei es ein Mann oder eine Frau, mich jemals unverdienterweise so geliebt hat wie er. In seiner Erscheinung ähnelte er einem alten, verschlissenen Mantelpavian: sein Gesicht war faltig wie eine Dörrpflaume, und seine raschen, kleinen Augen waren blutunterlaufen. Ich habe nie gewußt, wie alt er war, er wußte es wahrscheinlich selbst nicht, doch die Jahre hatten ihn so zäh wie eine Peitschenschnur gemacht und absolut unermüdbar. Schließlich war er der wahrscheinlich beste Fährtensucher, den ich je kannte, und bis zu einer Entfernung von einhundertfünfzig Metern ein tödlicher Schütze, besonders mit meiner einläufigen Frontlader-Flinte von Purdey, die er Intombi, d, h. ›Jungfrau‹ nannte.  - Henry Rider Haggard, Sie und Allan. München 1985 (zuerst ca. 1910)

Hottentotte (2)  Der Zug war noch nicht länger als eine Stunde unterwegs, als einer der Schwarzen über seine Füße zu klagen begann. Sie bluteten, sagte er. Sein Aufseher lenkte Feuerlilie neben ihn und sah nach: es stimmte. Kaum war das Blut im Sand versickert, als es der Gefangene hinter ihm mit seinen Schritten völlig unsichtbar machte. Nicht lange danach wimmerte derselbe Gefangene, Sand würde in die Wunden eindringen, er könne vor Schmerzen kaum noch gehen. Kein Zweifel, daß auch das stimmte. Ihm wurde befohlen, er solle still sein, andernfalls würde man ihm seine Wasserration bei der Mittagsrast streichen. Auf früheren Märschen hatten die Soldaten festgestellt, daß, wenn man einen Gefangenen klagen ließ, auch die anderen bald einstimmten, und irgendwie verlangsamte dies die Marschgeschwindigkeit. Sie weigerten sich dann auch zu singen; das wäre vielleicht in den Ohren der Begleitmannschaft noch erträglich gewesen. Aber dieser klagende, sich selbst bemitleidende Sprachenwirrwarr - o Gott, es war furchtbar. Ruhe - aus praktischen Gründen - war die Regel, und sie wurde erzwungen.

Doch dieser Hottentotte wollte nicht ruhig sein. Er schwankte nur wenig, stolperte nicht. Aber er fluchte lauter als der unzufriedenste Infanterist. Der junge Soldat lenkte die sinnlich dahintrabende Feuerlilie auf ihn zu und zog ihm ein- oder zweimal seinen Sjambok über. Von der Höhe eines Reiters kann ein wohlgeführter Hieb mit einer Rhinozerospeitsche einen Nigger mit weniger Zeitaufwand und Mühe zum Schweigen bringen, als nötig wäre, wenn man ihn erschoß. Doch bei diesem da blieb die Wirkung aus. Fleische, der zugesehen hatte, ritt auf seinem schwarzen Wallach von der anderen Seite herüber. Gemeinsam hieben die beiden dem Hottentotten auf den Hintern und die Beine und zwangen ihn so zu einem kleinen, verrückten Tanz. Es gehörte schon ein gewisses Talent dazu, einen Gefangenen derart tanzen zu lassen, daß der Rest des Zuges nicht langsamer wurde, so, wie sie alle anemandergekettet waren. Es ging aber ganz gut, bis sich durch irgendein dummes Mißverständnis Fleisches Sjambok in der Kette verfing und er von seinem Pferd und unter die Füße der Gefangenen gezogen wurde.

Ihre Reflexe sind schnell, sie sind wie Tiere. Bevor der andere Soldat es ganz begriffen hatte, war der Kerl, den sie ausgepeitscht hatten, auf Fleische gesprungen und versuchte, das freie Stück seiner Kette um dessen Hals zu ziehen. Die anderen Gefangenen, die mit irgendeinem außergewöhnlichen Sinn spürten, was vor sich ging -vielleicht erwarteten sie einen Mord -, blieben stehen.

Fleische gelang es, sich fortzurollen. Die beiden ließen sich vom Unteroffizier den Schlüssel geben, lösten den Hottentot von der Kette, führten ihn aus dem Zug und brachten ihn in das angrenzende Gelände. Nachdem Fleische mit dem Ende seines Sjamboks seine obligatorischen Späßchen mit den Genitalien des Hottentotten getrieben hatte, erschlugen sie ihn mit den Gewehrkolben und überließen das, was von ihm noch übrigblieb, hinter einem Felsen den Geiern und Fliegen zum Fraß.    - (v)

 

Neger

 

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