eimindustrie  Broca starb 1880, aber seine Schüler setzten die Sammlung bedeutender Gehirne fort. (Sie fügten ihr in der Tat auch Brocas eigenes Gehirn hinzu - obwohl es mit 1484 Gramm kein sonderliches Gewicht besaß.) Die Sektion berühmter Kollegen wurde so etwas wie eine Heimindustrie von Anatomen und Anthropologen. E. A. Spitzka, der bedeutendste Praktiker auf diesem Gebiet, versuchte mit folgenden Worten seinen bedeutenden Freunden um den Bart zu gehen: «Für mich ist der Gedanke an eine Autopsie zweifellos weniger widerwärtig als die Vorstellung, als Kadaver im Grab zu verwesen.» Die beiden führenden amerikanischen Ethnologen, John Wesley Powell und W.J. McGee, schlossen eine Wette darüber ab, wer das größere Gehirn habe - und Spitzka erklärte sich bereit, nach ihrem Tod die Frage zu klären. (Die Angelegenheit war jedoch nicht entscheidbar. Die Gehirne von Powell und McGee unterschieden sich entsprechend der jeweiligen Körpergröße nur sehr geringfügig voneinander.)

Im Jahre 1907 konnte Spitzka eine statistische Auflistung von 115 bedeutenden Männern vorlegen. Mit derselben Geschwindigkeit, mit der die Liste wuchs, wurden ihre Ergebnisse zweifelhafter. An der Spitze war Cuvier von Turgenjew überholt worden, der 1883 die Grenze von 2000 Gramm überschritten hatte. Am unteren Ende aber machten sich Verlegenheit und Ehrenrührigkeit breit. Walt Whitman hörte mit nur 1282 Gramm die Stimmen Amerikas singen. Franz Josef Gall, einer der Begründer der Phrenologie, also jener «Wissenschaft» der Schädellehre, welche den geistigen Wert durch eine Beurteilung der Größe bestimmter Teile des Gehirns messen wollte, vermochte nur 1198 Gramm aufzubieten.   - Stephen Jay Gould, Der Daumen des Panda. Betrachtungen zur Naturgeschichte. Basel u.a. 1987

 

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