auseinschleicher   Kittenschieben einen Kittenschub halten hebr. [kisse], Sessel, besonders bedeckter Sitz, Thronsessel, tectum, Dach, Haus; im Niederdeutschen Kit, Femininum, ein gebräuchlicher Ausdruck für Krughaus, Bordell [von hebr. bedecken] und schieben schuf, zurückkehren, wiederkehren, umkehren, sich wenden], gehen, schleichen), bedeutet allgemein das Hauseinschleichen der Gauner in der Absicht zu stehlen, ohne besondere Rücksicht auf eine bestimmte Weise, wie der Massematten dabei gehandelt wird, und zu welcher Tageszeit dies geschieht. Ein Kittenschub kann daher zu jeder Tageszeit, mit und ohne Schränken und Makkenen gehalten werden, und Kittenschieber ist daher allgemein der Hauseinschleicher. Gleichbedeutend ist der Hosen (vom deutschen Haus, Hauser, hausieren), Hauseinschleicher.

Endlich ist gleich der allgemeinen Bedeutung Kittenschieber und Hosen der Ausdruck Zgocker, eigentlich Zugucker, vom deutschen Gucken, Sehen, Zusehen, zu unterscheiden von Zchocken, Spielen.  - (ave)

Hauseinschleicher (2)

"A strange character who sneaks into houses on busy evenings"

- Toriyama Sekien, The Illustrated Night Parade of a Hundred Demons

Hauseinschleicher (3)  »Also, ich arbeite so: Zu Beginn beobachte ich einige Wochen lang das Haus, seine Bewohner und deren Gewohnheiten. Ich knüpfe Gespräche mit den Dienstboten an, unterhalte mich mit den Krämern in der Nachbarschaft und stecke in diese Schnüffelet manches gute Stück Geld hinein. Dann breche ich an Ort und Stelle ein, aber ich nehme nichts mit, denn, seht Ihr, Zeit habe ich ja genug. Nur mal umsehen will ich mich in diesem Haus. Stundenlang kann ich bewegungslos in einem Schrank stehen, mich in den Falten eines Vorhangs verbergen, in einer Kleidertruhe zusammengekauert zubringen oder mich in den engen Raum hinter einem Bett hineinquetschen. So beobachte ich die dort lebenden Leute während ihres Wachens und Schlafens; ich belausche ihre intimsten Gespräche und spüre ihnen nach, wenn sie sich allein glauben. Dann endlich mache ich meinen letzten Besuch. Da gibt es kein Aufbrechen von Schlössern, kein aufgeregtes Suchen; niemand wird gestört, nichts wird gerückt. Wenn es ein geheimes Versteck für das Geld gibt, kenne ich es besser als sein Besitzer; sollte ein Geldschrank da sein, so weiß ich genau, wo die Schlüssel liegen. Niemals sieht oder hört mich jemand, oft entdecken die Bewohner den Verlust ihres Geldes erst nach Tagen, Und dann denken sie nicht an einen Dieb, nein: Ehemänner verdächtigen ihre Gattinnen, ihre Gattinnen verdächtigen die Nebenfrauen ... Sicher habe ich unendliches Unheil, schwere Zerwürfnisse in manch einem wohlgeordneten Haushalt verursacht!« Er kicherte in sich hinein hinter der vorgehaltenen Hand. Dann schloß er mit harter Stimme: »So, meine tüchtigen Freunde, jetzt kennt ihr mein Verfahren!«

»Fabelhaft!« rief Richter Di aus. »Ich gebe es nicht gern zu, aber das brächte ich nie fertig. Und wenn ich mich nicht täusche, so haben Euch Eure geheimen Beobachtungen auch das eine oder andere zwischen Mann und Frau gelehrt, einschließlich einiger neuer Kunststücke auf der Bettmatte, eh?«

Kun-schan verzog sein Gesicht zu einer Fratze, die ihn noch widerlicher aussehen ließ. Er zischte: »Erspart mir Eure schlüpfrigen Späße! Ich hasse und verachte die Weiber und die schmutzigen Spiele, die ihre lasterhaften Männer mit ihnen treiben. Ich hasse diese Stunden, die ich, in ein Schlafzimmerversteck gedrückt, zubrachte, wo ich anhören mußte, wie ein unzüchtiges Weibsgeschöpf den dummen Ehemann übertölpelte, während die Frau ihm ihren Körper verkaufte oder spröde heuchelnd sich ihm verweigerte, bis er um das winselte und flehte, was sie - vor meinen Augen - unentgeltlich ihrem Liebhaber gewährte. Diese schamlosen, ekelhaften...« Plötzlich hielt er inne. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Das Einaugc starr auf den Richter geheftet, stand er auf. Mit heiserer Stimme sagte er: »Morgen mittag treffen wir uns hier wieder.«  - Robert van Gulik, Der Wandschirm aus rotem Lack. Zürich 1990

Hauseinschleicher (4)  Durch das Fenster schob er seinen Kopf in Maliniaks Zimmer und lauschte. Grabesstille herrschte.

Ohne länger zu überlegen, stieg er ein. Gleich darauf hielt er inne, jeden Augenblick bereit zu fliehen, falls sich etwas rühren sollte.

Aber es rührte sich nichts. Es überraschte ihn, daß Maliniaks Atem überhaupt nicht zu hören war. Irgend etwas war nicht, wie es sein sollte. Schlief er etwa nicht?

Leszczuk machte einen Schritt vorwärts und hielt sogleich wieder ein. Diese Stille?

Aber er war schon zu nahe, um sich zurückziehen zu können. Er stand zwei Schritte vom Bett entfernt und konnte eben den Kopf erkennen. Dieser Kopf aber sah aus, als wäre er an die Wand geklebt.

Und er schlief nicht. Er blickte Leszczuk mit weit geöffneten, ja aus den Höhlen getretenen Augen an. Mindestens kam es ihm so vor. Doch das Entsetzliche war, daß dieser Kopf sich überhaupt nicht bewegte, daß er nicht einmal bebte.

Leszczuk trat heftig zurück und stieß an eine Lampe, die krachend zu Boden fiel. Maliniaks Kopf bewegte sich nicht, er schaute nur ständig mit hervortretenden Glotzaugen vor sich hin... und die Lippen waren blaugrau, ja schwarz.

Leszczuk stürzte sich auf Maliniak und riß an seiner Schulter. Der Kopf glitt zur Seite.

Maliniak lag im Sterben...

In vollkommenem Schweigen, ohne zu atmen, mit glotzenden Augen. Nur die Finger krümmten und streckten sich...

Seinen Hals umspannte eine Schlinge aus kräftiger Schnur. Das Ende der Schnur hing vom Bett herab.

Jemand hatte Maliniak mit dieser Schnur ausgerechnet in dem Moment erdrosselt, als er ins Zimmer gestiegen war. Aber wer? Im Zimmer war niemand. Oder doch? Lag vielleicht jemand versteckt unter dem Bett?

Er schaute darunter. Nichts. Nichts. Niemand im Zimmer. Wer hatte an der Schnur gezogen? Wer hatte ihn erdrosselt?!

Das Haar stand ihm zu Berge. Er stürzte zum Fenster, sprang über das Fensterbrett und floh blindlings in die Allee. - Witold Gombrowicz, Die Besessenen. München 1992 (zuerst 1939)

Hauseinschleicher (5)  Die erste Unterredung wurde aufrechterhalten durdi die Klugheit, die bedachtsame Strenge der Frau A.: sie hielt den forschenden Beutezügen meiner Beredsamkeit stand, indem sie sich mit wendiger Sperrigkeit nur leicht abschirmte, mit plötzlichem Verstummen sich entzog und die plumpen Zudringlichkeiten in Schach hielt.

Mit aufrichtiger Heuchelei erklärte ich, daß ich nicht so sehr ein Freund (denn diese Bezeichnung hätte ich nie zu erlügen gewagt), als vielmehr ein ergebener Bewunderer ihres verstorbenen Gatten sei. Sie stimmte liebreich zu und empfand diese Gefühle als besonders passend für die ehrende Erinnerung an den Hingeschiedenen. Ich behauptete kühn, ihn gekannt zu haben, jedoch nicht mehr als oberflächlich; mit einer Handbewegung deutete ich mein Bedauern darüber an. Immerhin, fügte ich nicht ohne Feuer hinzu, gut genug, um die Einzigartigkeit seiner Vorstellungsgabe, seine geistige Strenge, die unfehlbare Genauigkeit und Zartheit seines Striches erkennen zu können. Eine Andeutung von ironischer Vorsicht schien mir in ihren unruhigen Augen aufzuleuchten. Mit nüchterner Berichtigung spielte ich, halb bewegt, halb rhetorisch fragend, an auf die plötzlichen Launen, die Hemmungen, die Bedrängnisse, die den phantasievollen und sensiblen Naturen eigen sind, auf die sanften Ungenauigkeiten ihrer menschlichen Beziehungen: sie schien neugierig und auf der Hut zu sein. Sacht zog ich mich wieder zurück und streifte eine andere, weniger bewegte Materie. Indem ich meiner Stimme den Tonfall zurückhaltender Archivistenwürde verlieh, erzählte ich, wie ich vor geraumer Zeit mich entschlossen hätte, eine künstlerische Geschichtsbeschreibung unserer schönen und vernachlässigten Region zu verfassen, und wie ich während der breitangelegten Stoffsuche und -Sammlung dazu gekommen sei, mit größerer Aufmerksamkeit als in meiner eiligen Jugend die Kunstwerke des Federico H. zu untersuchen. Kurzum, mein wissenschaftliches und historisches Interesse war zum kritischen Interesse geworden. Ich hatte begonnen, sie zu schätzen, Gefallen an ihnen zu finden und war schließlich zum leidenschaftlichen Bewunderer geworden, überzeugt von der Genialität eines Künstlers, der ganz anderen als nur den lokalen Ruhm verdiene, welche die bemessene Lebensfrist ihm beschieden habe; ich hatte mir daher zum Ziel gesteckt, dem Werk des Federico H. einen Essay zu widmen, der, soweit meine schwachen Kräfte dazu ausreichten, die Feinheiten, die unerschlossene Wohlgeratenheit seiner Schöpfungen darlegen solle. Indem ich einem zaghaften Aufleuchten im Gesicht der Frau A. folgte, zögerte ich nicht, sie die Gattin eines Genies zu nennen, sie nüchtern um den vertrauten Umgang, den ebenso schwierigen wie erregenden, mit einem so reichen und einzigartigen Geist zu beneiden.

Aus Furcht, mich aus purer Lügenlust allzu unwahrscheinlichen barocken Formulierungen hinzugeben, schloß ich mit der Bemerkung, in ungezügelter aber rührender Begeisterung, daß sein herber Tod nicht nur seine Lieben grausam getroffen, seine Bewunderer bestürzt, sondern auch der Nation ein Talent geraubt habe, das zu den kühnsten Hoffnungen berechtigte.  - Giorgio Manganelli, Omegabet. Frankfurt am Main 1988 (zuerst 1969)

Gauner Baldowern Haus Einschleicher
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme