affke

Glotzer

 - Tullio Pericoli, aus: Luigi Malerba, Silberkopf. Frankfurt am Main 1997 (Fischer-Tb. 12281)

Gaffke (2) Gebannt betrachtete er eine Blinde, die sich mit dem Stock durch die Bahnhofshalle tastete und gleich gegen eine Betonsäule stoßen würde. Und schon stieß er gehend selber gegen eine Säule, während die Blinde sich spielend an der ihren vorbeitastete - (bleist)

Gaffke (3)   ich gehe vor deinen Füßen auf und ab so eng ist es hier, ich habe Angst, sage ich, in der Nacht wenn ich allein hier liege habe ich Angst, auch vor dem Fieber, daß es wieder steigt, wenn das Fieber steigt, bekomme ich große Angst, ich fürchte mich dann davor, daß das Herz aussetzt, oder sonst ein lebenswichtiges Organ versagt, und daß ich nicht mehr erwache am folgenden Morgen, und daß sie mich dann so finden, auf meinem Lager, die rechte Wange gegen das kleine Kissen gepreßt, Bauchlage, Arme über den Kopf verschränkt, und daß sie dann alle schamlos hereindrängen um mich anschauen zu können, und daß sie dann alle beginnen würden, hier, in meinen Habseligkeiten, und in meinen Manuskripten, und meinen Büchern herumzuwühlen, und daß sie mich dann alle gaffend umstehen würden ... denn gegafft haben sie immer schon, immer haben sie alle gegafft, ich brauchte nur einen Schritt auf die Straße zu tun, einen Laden, ein Foyer, einen Warteraum zu betreten, schon hefteten sich sämtliche Blicke auf mich, manchmal hatte ich schon den Verdacht, sie würden an meinem Kopf etwas entdeckt haben, das mir selber bislang verborgen geblieben war, etwas wie ein Geweih, ein Stigma, ein schreckliches Feuermal... ich habe da mehrere Hypothesen... - Friederike Mayröcker, Magische Blätter II. Frankfurt am Main 1987 (es 1421)

Gaffke (4)  

- Thomas Rowlandson

Gaffke (5)  

- Edward Gorey

Gaffke (5)  Ich schlug die Augen auf und sah auf eine zerknickte Coladose. Sie hatten mich im Rinnstein liegen lassen. Der Schädel klopfte wie wild. Meine Zunge schmeckte nach Blut. Irgendwas zerrte an meiner Hose, dann ein Krabbeln und im nächsten Augenblick wieder der fürchterliche Schmerz. Diesmal im Arm. Ich warf mich zur Seite und spürte den nassen Pelz, gleichzeitig quietschte es. Eine Ratte hing an meinem Arm, und ihre nadelkopfgroßen Augen funkelten mich an. Ich riß mich hoch und schlug schreiend auf die Ratte ein. Sie krallte sich nur noch fester ins aufgeplatzte Fleisch. Wahnsinnig vor Schmerz und Ekel schaffte ich es zur nächsten Straßenlaterne und knallte die Ratte samt Arm gegen den Mast. Wäre das Vieh nicht dazwischen gewesen, der Arm hätte einen sauberen Bruch davongetragen. Noch einmal schlug ich gegen den Laternenpfahl. Diesmal ließ sie los, rutschte aufs Pflaster und rannte quietschend in den nächsten Gulli. Wie von Sinnen lehnte ich an der Laterne. Die Ratte hatte Jackett und Hemd aufgerissen, und ein Matsch aus Blut und Haut quoll hervor. Ich brauchte sofort einen Arzt. Hinter mir wurde die Haustür geöffnet, Schritte kamen. »Mein Gott! Was haben Sie denn gemacht?«

»Einen Krankenwagen! Bitte!«

Dann wurde wieder alles schwarz, und ich rutschte weg. Als ich zu mir kam, stützte mich ein Mann im weißen Kittel. Wir waren immer noch bei der Laterne, nur, daß sich inzwischen eine Menge Neugieriger versammelt hatte. Jemand fragte, was denn geschehen sei. Eine Ratte habe ihn angefallen, gab einer Auskunft. Die Leute kicherten.

»Zum Schießen, 'n Türke, der von 'ner Ratte gefressen wird!«  - Jakob Arjouni. Mehr Bier. Zürich 1987


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