aben, etwas   »Also du weißt nichts von ihr.«

»Bloß, daß sie das schönste Mädchen war, das ich je gesehen habe.«

Maigret musterte die Mißgeburt von Kopf bis Fuß und fragte dann zögernd: »Hast du was mit ihr gehabt?«

»Na ja, warum nicht. Ich habe noch ganz andere gehabt. Und nicht bloß alte Ziegen, sondern Klasseweiber.«

»Das stimmt«, schaltete sich der Wirt ein. »Ich weiß nicht, wie das kommt, aber sie sind immer ganz wild hinter ihm her. Ich habe selber gesehen, wie nicht nur alte Schachteln, sondern knusprige Junge gegen Ende der Nacht hier eine Stunde und länger auf ihn gewartet haben.«

Der große Mund des Gnoms verzog sich wie Gummi zu einem geschmeichelten und hämischen Lächeln.

»Das wird wohl seinen Grund haben«, sagte er mit einer obszönen Bewegung.

»Hast du mit Arlette geschlafen?«

»Habe ich Ihnen doch eben gesagt!«

»Oft?«

»Jedenfalls einmal.«

»Hat sie es gewollt?«

»Sie hat gemerkt, daß ich scharf darauf war.«

»Und wo ging das vor sich?«

»Im Picratt natürlich nicht. Kennen Sie das ›Modern‹ in der Rue Blanche?«

Die Polizei kannte dieses Absteigequartier natürlich.

»Also da sind wir hingegangen.«

»War sie leidenschaftlich?«

»Die war mit allen Wassern gewaschen.«

»Hat's ihr Spaß gemacht?«

Der Gnom zuckte die Schultern.

»Selbst wenn die Frauen keinen Spaß dran haben, tun sie so, und je weniger sie dabei fühlen, desto mehr strengen sie sich an.« - Georges Simenon, Maigret und die Tänzerin Arlette. München 1972 (Heyne Simenon-Kriminalromane 4, zuerst 1950)

Haben, etwas (2)  »Verstehen Sie, wie ich das meine? Oskar machte ihnen nicht den Hof, wie Sie es eben genannt haben. Sobald er ein neues Mädchen sah, blickte er sie nur an, und da war es schon geschehen. Gleich am ersten Abend ging er dann in ihr Zimmer hinauf, als wäre das bereits verabredet. Es gibt ja noch mehr Männer wie er, die sich für unwiderstehlich halten. Antoinette hat viele Tränen um ihn vergossen.«

»Warum?«

»Weil sie ihn wirklich liebte und eine Zeitlang hoffte, daß er sie heiraten würde. Aber wenn er eine einmal gehabt hatte, war sie für ihn erledigt. Schon am nächsten Tag kümmerte er sich nicht mehr um sie. Nie ein freundliches Wort, nie eine Aufmerksamkeit. Bis es dann wieder über ihn kam und er von neuem hinaufging. Trotzdem konnte er jede haben, die er wollte, und nicht nur vom Personal.«

»Glauben Sie, daß er mit der Gräfin auch etwas gehabt hat?«

»Schon gleich nach dem Tode des Grafen.«

»Woher wissen Sie das?«

»Weil ich ihn um sechs Uhr morgens aus ihrem Schlafzimmer habe kommen sehen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich gegangen bin. Wenn die Angestellten im Bett der Herrschaften schlafen, dann hört alles auf.« - Georges Simenon, Maigret und die Tänzerin Arlette. München 1972 (Heyne Simenon-Kriminalromane 4, zuerst 1950)

 

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