roßzügigkeit  Es ist nicht erstaunlich, daß unter uns Polizisten sind. Bei den Anarchisten wird jeder aufgenommen. - André Colomer, nach: Léo Malet, Stoff für viele Leben. Autobiographie. Hamburg 1990 (Edition Nautilus)

Großzügigkeit (2)  »Paß auf, jetzt gehst du in das Zimmer und nimmst den Sekretär ins Verhör. Ich messe derweil hier der Kasse den Puls. Das geht ganz schnell.«

Keine fünf Minuten danach — gerade hatte ich festgestellt, was in meinem Möbel war —, stand Canonnier auch schon im Schlafzimmer, Papiergeld in der Linken und in der Rechten den Hut mit klingender Münze.

»Hier meine Ernte. Zunächst einmal sechstausend Francs in Banknoten. Hier hast du dreitausend. Gib sie nicht hier aus und auch nicht in Paris, wegen der Nummern. Das Gold können wir jetzt nicht zählen.«

Er leerte seinen Hut auf das Bett aus und machte aus den Louis zwei ungefähr gleiche Häufchen.

»Nimm, welches du willst. Das linke? Ausgezeichnet. Ich steck das rechte ein. Da hat jeder zirka tausendzweihundert Francs .. . Und was hast du gefunden?«

»Wertpapiere.  Da liegen sie.«

 »Gut, die nehme ich mit, du bleibst ja in Malenvers Morgen früh gehen sie an Paternoster nach London ab Der gute Paternoster! Er hat mir mehrmals in seinen Briefen von dir erzählt... Aber darüber ein andermal Im Augenblick frag ich mich, wohin mit dem vielen Papier. Ein Paket machen? Geht nicht gut. Eine Bauchbinde? Ja, so geht's ...«

An der Wand lehnten Fahnen, die für die Dekoration des Hotels sichtlich nicht mehr gebraucht worden waren. Canonnier nahm eine davon, riß eine Stoffbahn ab und machte sich eine Art Trikolorengürtel daraus. Ich verknotete ihm die Binde fest im Rücken und hinein mit den Aktien.

»Wunderbare Lösung«, sagte Canonnier und knüpfte seine Weste wieder zu. »Mit dem Bauch mache ich jetzt dem Bürgermeister Konkurrenz.« Dann schnüffelte er mit einem Mal ganz eigentümlich. »Du denkst, ich hätte Influenza; falsch, ich rieche Geld. Ich finde, das bißchen, was wir gefunden haben, kann nicht alles sein. Laß mich noch mal schnuppern. Ich rieche, ich rieche Geld ... Da haben wir's.«

Er ging auf den Kamin zu, fuhr mit der Hand hinter den Spiegel, der darüber angebracht war, und zog eine alte Brieftasche ans Tageslicht.

»Ja, ja, ja«, sagte er und trat ans Fenster. »Hab ich's nicht gesagt? Tausender. Ei der Tausend ...! Vier, fünf, . . . neun, zehn. Zehntausend Francs, mein Lieber! Das nennt man Nase haben. Wenn du dich drin übst, kannst du's auch . . . Hier fünf Scheine. Steck sie ein, und nichts wie weg!«

Wir gingen wieder ins Büro.

»Ich hab ihnen das ganze Kleingeld gelassen«, sagte Canonnier, als wir an der aufgebrochenen Kasse vorbeikamen. - Georges Darien, Der Dieb. Frankfurt am Main 1889 (zuerst 1897)

Großzügigkeit (3)   Welch respektabler Anblick ist es doch, zu sehen, wie anderer Leute Argumente in unserer Livree umherlaufen und mit ihrem erborgten Geist der Großzügigkeit des unseren Reverenz erweisen: dies ist der wohlfeilste Freundschaftsdienst und darin der natürlichen Großmut der Sonne vergleichbar, daß er einen anderen erleuchtet, ohne sich selbst zu verdunkeln. In diesem Teilstück der Liebe zurückhaltend und knauserig zu sein, ist die schmutzigste Form des Geizes und weit schimpflicher als pekuniäre Habgier. Da ich mich einen Gelehrten nenne, halte ich mich von Berufs wegen zu solcher Freigebigkeit verpflichtet, und betrachte folglich meinen Kopf nicht als Grabkammer sondern als Schatzhaus des Wissens. Ich will kein Monopol, sondern eine Gemeinschaft der Erkenntnis.  - Sir Thomas Browne, Religio medici. Berlin 1976 (zuerst 1642)
 
  

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