Giftnudel Der erste, den er ermordete, Kaisei Claudius. An seinem gewaltsamen Ende war er zwar nicht als Anstifter, doch als Mitwisser beteiligt. Er machte auch gar kein Hehl daraus; denn die Pilze, in denen man Claudius das Gift beigebracht hatte, soll er später unter Anwendung eines griechischen Sprichwortes gewöhnlich als Götterspeise gepriesen haben. Sicher ist, daß Nero den Verstorbenen in Wort und Tat auf alle nur erdenkliche Weise beschimpfte; bald warf er ihm Narrheit, bald Grausamkeit vor. Einer seiner Lieblingswitze m dieser Beziehung war, daß er von ihm sagte, er habe aufgehört, unter Menschen zu weilen, wobei er die erste Silbe des Wortes morari (weilen) lang aussprach2. Auch setzte er viele von Claudius' Beschlüssen und Verordnungen außer Kraft, als rührten sie von einem Dummkopf und einem Verrückten her. Endlich ließ er aus Nichtachtung die Stätte, wo seine Leiche verbrannt worden war, nur mit einer niedrigen schlechten Mauer umgeben. Britannicus vergiftete er3 ebenso aus Neid über dessen Stimme, die von Natur wohlklingender als seine eigene war, wie aus Furcht, daß jener einmal in der Gunst der Menschen mit Rücksicht auf das gute Andenken, das sein Vater hinterlassen hatte, höher als er selbst stehen möchte. Das Gift, das er von einer Frau namens Lucusta empfangen hatte, die, was Giftmischerei anbetrifft, geradezu ein Musterbeispiel war, wirkte jedoch zuerst langsam und rief bei Britannicus bloß Durchfall hervor. Daraufhin ließ er das Weib vor sich bringen und verprügelte es mit eigener Hand. Er beschuldigte sie, statt Gift eine Medizin gegeben zu haben. Auf ihre Entschuldigung, sie habe nur eine geringe Dosis verabreicht, um das Verbrechen besser vor der Öffentlichkeit zu vertuschen, rief Nero höhnisch aus: „Ja freilich, ich muß ja das Julische Gesetz fürchten!'* Dann nötigte er sie, vor seinen Augen in seinem Schlafzimmer ihr schnellstes, augenblicklich wirkendes Gift zuzubereiten. Dies versuchte er an einem Bock. Da der Todeskampf fünf Stunden währte, ließ er das Gift wieder und wieder durch Einkochen verstärken und warf es dann einem Ferkel vor. Als das Tier unmittelbar danach starb, gebot Nero, das Gift ins Eßzimmer zu bringen und dem mit ihm speisenden Britannicus zu reichen. Schon nach dem ersten Schluck brach Britannicus zusammen, aber Nero log den Tischgästen vor, dies sei einer seiner gewöhnlichen Anfälle von Epilepsie. Tags darauf ließ er ihn in großer Eile bei strömendem Regen ohne jede Feierlichkeit bestatten. Der Lucusta erteilte er für die von ihr vollbrachte Leistung Straflösigkeit ihrer früheren Verbrechen und beschenkte sie mit umfangreichem Grundbesitz, ja noch mehr, er führte ihr sogar Schüler zu.   - (sue)

Giftnudel (2)

 

Nudeln Weiber, schlechte

 

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