änseschlachten   Man weiß ja, daß zwischen Gehirn und Rückenmark das verlängerte Mark liegt, das dem Wurzelhals der Pflanze entspricht. In diesem findet eine Kreuzung statt, indem die graue Rinde des Gehirns, die in den Halbkugeln obenauf liegt, sich hineinzieht, und indem im Rückenmark die weiße Substanz obenauf liegt, während sie im Gehirn innerhalb der grauen lag. Nun verhält es sich auch so, daß das Großhirn (das oberirdische) verletzt werden kann, ohne daß man stirbt; ebenso das Rückenmark (das unterirdische); sticht oder schneidet man aber in das verlängerte Mark (den Wurzelhals), so stirbt das Tier; so schlachtet man Gänse.  - (blau)

Gänseschlachten (2)  Frau Tarlyon, die bordellbesitzerin, die ich gestern abends, nach drei tagen, wieder im Embassy Club sah, schlachtet, wie mir der alte major Delvaulx berichtet, zu ihrem vergnügen enten und gänse, sie nimmt ihrer köchin diese umständliche arbeit gerne ab. Das soll so gehen: eines ihrer mädchen hält das geflügel zwischen seinen zusammengepreßten schenkein fest, frau Tarlyon, ebenfalls nackt, bindet sich eine plastikschürze vor — und rratsch! ein vogelkopf schwirrt verwirrt durch den lila salon. Das messer, das sie dazu verwendet, soll stets das selbe sein. Es ist übrigens 30 cm lang, 5 cm breit und verjüngt sich erst ab dem 23. cm in eine scharfe spitze, eine art dolch also, und von der marke dessen, das man vor einigen nächten im Embassy Club aus dem hinterhalt nach ihr warf.  - H. C. Artmann, Schatten wachsen nebenan. In: (schrec)

 

 

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