unktionalisierung
Der Haß ermüdet mich, sagte Abschaffe!. Die Arbeit selbst spielt
überhaupt keine Rolle; sie ist einfach und idiotisch, und der ganze Haß entzündet
sich an der Überlegung, warum man wegen dieser Arbeit sein Leben lang irgendwo
festgehalten wird, sagte er. Mache dein Angesicht hart wie Kieselstein, steht
in der Bibel, sagte Margot. Ach, die Bibel, sagte Abschaffel; wie heißt das
noch mal? Mache dein Angesicht hart wie Kieselstein, wiederholte sie; das soll
man tun, wenn man inmitten seiner Feinde ist und nichts tun kann als warten.
Ich bin nicht inmitten meiner Feinde, sagte Abschaffel, ich bin inmitten von
vielen Leuten, die auf verschiedene Weise damit zurechtkommen, daß sie keine
Wahl haben. Margot hielt mit der Hand sein Geschlecht umschlossen. Willst du
noch einmal zu mir kommen, fragte sie. Ja, sagte Abschaffel. Diesmal machen
wir fein und lang, sagte er. O ja, dann freue ich mich, sagte sie; ich brauche
sehr lang, bis ich komme, das hast du ja schon bemerkt. Es ist für mich am besten,
wenn ich auf dir sitze. Laß dir Zeit, sagte Abschaffel. Ich meine immer, ich
hätte nie Zeit, sagte sie. Oder ich meine, wenn ich zu lange brauche, du würdest
mich vielleicht schon lange nicht mehr mögen und nur noch darauf warten, bis
endlich alles vorüber ist. Margot saß auf ihm. Beim zweitenmal kann ich sehr
lang, sagte er. Sie stützte sich mit gestreckten Armen auf seinen Hüften ab
und machte langsame Bewegungen. Geht es dir gut, fragte er. Ja, es ist gut,
sagte sie; und dir, geht es dir auch gut? Ja, sagte er; laß dir Zeit. Abschaffel
hatte ein Gefühl, als liege sein Unterleib in warmem Wasser. Stört dich nicht
dieses Geräusch, sagte sie. Nein, überhaupt nicht, sagte er. Ich brauche nicht
nur sehr lange, ich werde
auch ganz und gar naß, und das geniert mich noch mehr, sagte sie. Du hast dir
viele Störungen eingebaut, wenn du dich vergnügen willst, nicht wahr, sagte
er. Ob ich sie mir eingebaut habe, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall sind
sie da. Abschaffe! griff ihr mit beiden Händen an die Brüste, und sie erschrak
etwas darüber. Siehst du, sagte sie, jetzt fängt das an, was ich hasse: Ich
meine, du tust alles nur noch aus Entgegenkommen, weil ich viel zu lange brauche.
Du bist zwanghaft, sagte er; wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich jetzt
konsequent meine Befriedigung im Auge behalten
und sonst nichts, statt dessen läßt du dauernd deinen Störungen
den Vortritt. Sie verkürzte ihre Bewegungen und führte sie mit größerer Regelmäßigkeit
aus. Sie atmete kurz, und Schweiß von ihren Schultern tropfte auf Abschaffel
herab. Tatsächlich sagte sie nichts mehr. Während sie sich heftiger bewegte,
begann sie zu weinen. Ich möchte meinen Kopf auswechseln,
meinen Kopf möchte ich auswechseln, sagte sie heulend, mein Kopf ist dagegen,
daß ich es kriege. Sie zitterte, und Abschaffel stemmte seinen Unterleib mit
größerer Konzentration gegen den ihren. Laß dir Zeit, sagte er. Sie hörte auf
zu weinen, und ein knapper Ton kam aus ihrem Mund. Bitte mach weiter, sagte
sie. Du brauchst mich nicht bitten, sagte er. Sie krallte sich mit beiden Händen
fest in seine Hüften und schrie kurz danach ganz hell. Dann sank sie vornüber
auf Abschaffeis Oberkörper und hielt sich fest und atmete in langen Zügen ein
und aus und heulte dabei. Bin ich kaputt, sagte sie, aber so ist es, wenn es
gut sein soll. Und du, bist du jetzt beleidigt, sagte sie, weil ich dich so
funktionalisiert habe? Nein, sagte Abschaffel; aber du bist beleidigt, nicht
wahr, weil du nicht gewohnt bist, dir etwas zu nehmen? Ja, sagte sie, ein bißchen,
so leicht geht das nicht weg. Ins Kino gehen wir jetzt nicht mehr, sagte er.
Nein, sagte sie. Abschaffel wartete, bis sie eingeschlafen war -und rollte sie
dann von sich herunter. - (absch)
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