ettbrühe
Talg bedeckte das Halmgewirr am Bachrand, uraltes Fett saß
untilgbar auf den Hängen der Böschung; es war der Absud von ranzigem Speck,
der auch die Wege bedeckte, ausgekochtes Horn, bis zum Zerfall gebrühte Knochen
. . . und die alten Bachweiden gediehen prächtig in dieser Nahrung, zahllose
Schmeißfliegen, krank vor Überfütterung, tropfend wie glänzende Gebilde aus
Wachs, hüpften träge durch den Schaum, und der schillernde Schaum des Absuds,
der schnell schwarz wurde, drehte sich gemächlich auf der Flut vor den Wurzelsträngen
der Weiden. Wahrhaftig, hatte ich nicht, mit dem untrüglichen Blick des Kinds,
wenn es noch hell war auf dem Rückweg zur Mühle, undefinierbare Fasern und Klumpen
im Wasser gesehen, hatte ich nicht geglaubt, Hautstücke zu sehen, noch mit Borsten
bedeckt, zergehende Fleischfetzen, die in Schleim und weißgelber Fettbrühe trieben.
- Wolfgang Hilbig, Alte Abdeckerei. Frankfurt am Main 1991
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