chleim
Der Schleim quälte ihn sehr: und da er so eines Winters im Gericht
zu Ludlowe (wo er einer der Räte war), spuckend & speyend, am Feuer saß,
nahm er ein dünnes zartes Zweiglein, knotete einen Bindfaden daran, und gedachte
es sich den Hals herunter zu lassen & den Schleym herauf zu angeln: und
er that also. Später machte er dieses Instrument aus Walbein. Ich hab's ihn
oft verwenden sehen. Mir gelang es nie, es durch den Schlund zu bekommen — denen
aber, die's vermögen, ist es ein Gerät ohnegleichen. Plagen Sie Blähungen, dann
curirt's Sie augenblicks: mit einem Luft=stoß, als wär eine Flasche entkorkt.
Es schafft Ihnen Erbrechen ohne Schmerz — dieß bey seite: daß die Brechmittel
der Apotheker aliquid veneni enthalten. Er schrieb ein Libellum über
diese Art Medicin mit dem Titel Organon Salutis (Ein Instrumentum, den
Magen auszuputzen). - (
aub
)
Schleim
(2) Gestern abend verfiel ich auf die Idee,
mich in diesem kleinen Spiegel zu betrachten, und
ich kann dir sagen, das war so furchtbar schwierig, daß ich fast aus dem Bett
gesprungen wäre. Stell dir mal vor, du sähest dich selbst; allein das genügt,
um einem für eine halbe Stunde den Atem zu verschlagen. Wirklich, dieser Typ
da, der bin ich nicht, im ersten Moment habe ich deutlich
gefühlt, daß der nicht ich war. Ich überraschte ihn, aus den Augenwinkeln, und
ich wußte, das bin nicht ich. Das habe ich gefühlt, und wenn man etwas fühlt...
Das ist wie in Palm Beach, nach einer Welle bricht eine
zweite über dich herein, und dann noch eine ... Kaum hast du etwas gefühlt,
kommt schon das nächste, kommen die Worte ... Nein, es sind nicht die Worte,
es ist das, was in den Worten ist, diese Art Leim,
dieser Schleim. Und der Schleim kommt und bedeckt dich und überzeugt dich davon,
daß der im Spiegel du bist. Natürlich, wie denn auch nicht. Gewiß bin ich das,
mit dem Haar und dieser Narbe. Und die Leute merken nicht, daß das einzige,
was sie akzeptieren, der Schleim ist, und deshalb finden sie es so einfach,
sich im Spiegel zu betrachten. -
Julio Cortázar, Der Verfolger. In: J. C., Südliche Autobahn. Die Erzählungen Band 2. Frankfurt am
Main 1998
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