chsenmann
Kandju, der Echsenmann, lebte westlich von Uluru. Eines Tages, als er sich einen
Bumerang geschnitzt hatte, wollte er die Waffe ausprobieren. Er schleuderte
sie hoch in die Luft, und der Bumerang flog und flog und wirbelte, bis er in
Uluru landete und sich dort in den weichen Sand des Hügels eingrub. Kandju eilte
nach Uluru und grub mit seinen bloßen Händen so lange in dem Sandhügel nach
seiner geschätzten Waffe, bis er sie wiederfand. Kandju beschloß, eine Zeitlang
in Uluru zu verweilen, und errichtete sein Lager an der Westseite des Sandhiigels.
Später wanderte Kandju auf die Ostseite Ulurus, wo er ein neues Lager einrichtete.
Von da an hieß Kandju Linga.
Linga lebte ausschließlich von Honigameisen, die den Honig in ihrem dick angeschwollenen Hinterleib speichern. Sie bilden ihre Kolonien in tiefen Erdbauten, und Linga mußte bei seiner Honigsuche den Boden aufgraben. Aber die Arbeiterameisen verteidigten die Ameisenbauten erbittert und bissen Linga. Sie verfolgten ihn in sein Lager. Linga floh aus seinem ersten Lager an der Ostseite Ulurus und richtete ein neues Lager ein, doch auch hierhin verfolgten ihn die Arbeiterameisen. So richtete Linga ein Lager nach dem anderen ein, doch jedesmal verfolgten ihn die aufgebrachten Ameisen und fügten ihm schmerzhafte Bisse zu.
Gepeinigt und hungrig zog Linga schließlich an die Südseite von Uluru. Er
war dem Verhungern nahe, als er eines Tages ein schlafendes Kuniamädchen entdeckte.
Er brach dem Schlangenmädchen das Genick, garte es in seinem Feuer, zerlegte
es und verschlang gierig diese grauenhafte Mahlzeit, bis sein unbezähmbarer
Heißhunger endlich gestillt war. So gestärkt, verließ
er den Ort seiner schändlichen Missetat und wanderte weit fort. - Märchen aus
Australien. Traumzeitmythen der Aborigines. Hg. Anneliese Löffler. München 1992
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