ufzug

 

Erklärung  der Buchstaben.

A. Der das erste mal frey in der Luft hangende Inquisit ohne Gewicht.
B. Der zwischen die  zusammengebundene Füsse über den Bund eingelegte Doppelglang
C. Das in sothanem Glang bey dem zweymaligen Aufziehen einzuhänken kommende kleine Gewicht.
D. Das nach Abthuung erstbemeldten kleineren Gewichts in eben solchem Doppelglang bey dem drittmaligen Aufziehen einzuhenken kommende grössere Gewicht.

- Constitutio Criminalis Theresiana (Österreich 1769)

Aufzug (2)  Courtials kleine Werke waren in viele Sprachen übersetzt, man  kaufte sie bis nach Afrika. Einer seiner Korrespondenten war ein richtiger Neger, das Oberhaupt eines Sultanats im Oberen Ubanghi Schar Schad. Dieser Bursche interessierte sich leidenschaftlich für Aufzüge aller Art. Sie waren sein Traum, seine fixe Idee ... Man hatte ihrn das ganze Material zugeschickt... In Wirklichkeit hatte er nie einen gesehen. Courtial hatte um 1893 herum eine ganze Abhandlung über Die vertikale Bewegung veröffentlicht. Er kannte alle Einzelheiten, die verschiedensten Verwendungsformen, hydraulische, ballistische... Es war ein wertvolles, ganz unwiderlegbares Werk, das indessen nur einen bescheidenen und geringen Anteil in seinem Gesamtschaffen bildete. Sein Wissen umfaßte eben alle Gebiete. - (tod)

Aufzug (3) Ich packte die Koffer, gab Ihrem Dienstmädchen Bescheid, daß ich kommen würde, um mich bei Ihnen einzurichten, und stieg in den Aufzug. Genau zwischen dem ersten und dem zweiten Stock fühle ich, daß ich ein kleines Kaninchen spucken würde. Nie hatte ich Ihnen das erklärt, doch glauben Sie nicht, daß es unaufrichtig von mir war, es ist nur natürlich, wenn einer den Leuten nicht groß erzählt, daß er von Zeit zu Zeit ein kleines Kaninchen spuckt. Wie immer ist es passiert, als ich allein war, und ich behielt die Sache für mich, wie man ja auch so manches von dem, was einem tagtäglich geschieht (oder was man geschehen läßt), für sich behält. - (best)

Aufzug (4) »Sehen Sie mal, da!« rief Paul Vinson und zeigte in eine vordere Ecke des Kabinenbodens, wo ein Kakerlak saß, der an die fünfzehn Zentimeter lang zu sein schien.

Er legte gerade ein Eipaket ab! Die beiden Männer wichen in die entgegengesetzte Ecke der Kabine aus, obwohl der Kakerlak sie gar nicht zu beachten schien, jedenfalls schaute er nicht in ihre Richtung. Das Eipaket war braun und rechteckig und etwa so groß wie die kleinen Seifenschächtelchen, die Jade Towers den Bewohnern, die ihre Appartements vom Hauspersonal reinigen ließen, immer auf die Waschbeckenränder legte. Tritt auf den Kakerlaken und die Eier, sagte sich Sidney Clark, doch er brachte es nicht fertig. Er hatte nicht den Mumm.

»Jesses!« sagte er müde zu Paul Vmson. Der Aufzug kam im Parterr.e an, beide stiegen aus, und Sidney Clark drückte sofort auf den obersten Knopf und schickte das fruchtbare Insekt wieder zu den Penthäusern.  - Patricia Highsmith, Geschichten von natürlichen und unnatürlichen Katastrophen. Zürich  1990

Aufzug (5) Ungesehen schlüpfte Romoletto in das Gehäuse, steckte die fünf Lire in den Automaten, drückte auf den Knopf zum fünften Stock, und der Fahrstuhl setzte sich ratternd in Bewegung. Da kam der erste Stock, dann der zweite und der dritte. Nach dem vierten Stock aber beschleunigte der Fahrstuhl sei' ne Fahrt, anstatt langsamer zu werden, er flitzte, ohne anzuhalten, am Treppenabsatz des Marchese Venanzio vorbei, und noch ehe Romoletto die Zeit fand, sich zu wundern, lag schon ganz Rom zu seinen Füßen, und der Fahrstuhl stieg mit der Geschwindigkeit einer Rakete in den Himmel, der so blau war, daß er beinahe schwarz aussah. »Leb wohl, Marchese Venanzio«, murmelte Romoletto mit einem leichten Schaudern. Mit der linken Hand balancierte er immer noch das Tablett mit den Bestellungen, und das war eher zum Lachen, denn rings um den Fahrstuhl lag nun schon in allen vier Himmelsrichtungen der weite interplanetarische Raum, und die Erde drehte sich ganz tief unten im Abgrund des Himmels um sich selber, und mit ihr drehte sich der Marchese Venanzio, der auf vier Bier und einen eisgekühlten Tee wartete. »So komme ich wenigstens nicht mit leeren Händen bei den Marsmenschen an«, dachte Romoletto und schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, fuhr der Fahrstuhl schon wieder abwärts, und Romoletto atmete erleichtert auf.

»Der Tee kommt trotz allem noch eisgekühlt an.«

Leider landete der Fahrstuhl im Herzen eines tropischen Urwalds, und als Romoletto durch die Glasscheiben hinausschaute, sah er sich von seltsamen bärtigen Affen umgeben, die in höchster Aufregung alle auf ihn deuteten und mit außerordentlicher Geschwindigkeit in einer unverständlichen Sprache miteinander plauderten. »Vielleicht sind wir nach Afrika geraten«, überlegte Romoletto. Aber da öffnete sich der Kreis der Affen, um eine unerwartete Gestalt durchzulassen: Es war ein Riesenaffe in blauer Uniform, der auf einem überdimensionalen Dreirad saß. »Ein Schutzmann! Mach schnell, Romoletto!«   - Gianni Rodari, Das fabelhafte Telefon. Wahre Lügengeschichten. Berlin 1997 (Wagenbach Salto 65, zuerst 1962)

Aufzug (6) Dirty hatte bemerkt, daß der Liftboy sehr häßlich war (trotz seiner schönen Uniform hätte man ihn für einen Totengräber halten können).

Sie sagte das mit einem unbestimmten Lachen. Sie sprach bereits wirres Zeug, wie eine Betrunkene.

- Weißt du - vom Schluckauf geschüttelt, unterbrach sie sich jeden Augenblick - ich war noch ein Gör . . . Ich erinnere mich . . . Ich kam mit meiner Mutter hierher . . . vor etwa zehn Jahren . . . Ich muß wohl zehn Jahre gewesen sein . . . Meine Mutter war eine verblühte Schönheit, so ähnlich wie die Königin von England . . . Da, gerade als wir aus dem Fahrstuhl herauskamen, vergißt der Liftboy . .. der da ...

-Welcher? . . . Der da? . . .

- Ja, derselbe wie heute. Er hat den Fahrstuhl nicht rechtzeitig angehalten . . . der Fahrstuhl fuhr zu hoch ... er ist bis oben hin gestiegen . . . dann hat es bums gemacht. . . meine Mutter ...

Dirty brach in irres Gelächter aus, sie konnte gar nicht mehr aufhören.

Mühsam nach Worten suchend, sagte ich zu ihr:

- Lach nicht so, sonst wirst du nie mit deiner Geschichte fertig.

Sie hörte auf zu lachen und begann zu kreischen:

- O, o! Ich werde verrückt. . . ich werde . . . Nein, nein, ich werde schon mit meiner Geschichte fertig . . . Meine Mutter, die rührte sich nicht . . . ihre Röcke wehten im Luftzug . .. ihre weiten Röcke . . . wie eine Tote . . . rührte sie sich nicht mehr . . . man hat sie aufgehoben, um sie ins Bett zu legen ... da fing sie an zu kotzen ... sie war total betrunken . . . kurz zuvor hatte man noch nichts davon bemerkt . .. diese Frau .. . man hätte sie für eine Dogge halten können . . . war furchterregend . . .

Beschämt sagte ich zu Dirty:

- Ich möchte vor dir zu Füßen liegen wie sie vor dir ...

- Mußt du auch kotzen? fragte Dirty ohne zu lachen. Sie fuhr mir mit der Zunge in den Mund.  - (bat)

Aufzug (7)  »Warte«, verlangte sie ruhig. »Bring mich noch mit dem Lift rauf. Nur bis zur Wohnungstür. Er schläft bestimmt schon. Er läßt zwar das Licht an, aber dann geht er schlafen.«

Er beäugte sie mit soviel Mißtrauen, wie er aufbringen konnte, aber ihr Gesicht war offen und unschuldig wie zuvor. Er führte sie am Arm zum Aufzug. Die Blechschachtei kam angerattert, und sie stiegen ein. Sie drückte auf einen Knopf, und die Tür schloß sich, aber man spürte keine Aufwärtsbewegung. Als Davies sich fragend nach ihr umsah, hatte sie ihren Mantel aufgeknöpft und war gerade mit der Bluse beschäftigt. Ein Protest blieb ihm im Halse stecken, während sie in ihrem Vorhaben mit einer unglaublichen Geschwindigkeit fortfuhr. Ihr rosa Büstenhalter war vorne geschlossen, sie hakte ihn im Nu auf, ihre Riesenbrüste kullerten heraus, dann packte sie seinen Hinterkopf und begrub sein Gesicht in dem warmen duftenden Fleisch, Seine Protestschreie erstickten darin, aber er konnte "kurze gekeuchte Forderungen verstehen. »Ich will dich! Ich muß unbedingt mal wieder einen richtigen Mann haben. Einen richtigen!«

»Ich bin nicht frei! Ich bin versprochen!« kreischte Davies verzweifelt unter ihrem Würgegriff, doch sie zog nur seinen Kopf gewaltsam an den Haaren zur Seite. Ihm schwanden fast die Sinne. Er bemerkte, daß sein Wille schwach, aber sein Fleisch stark war.

»Gefallen sie dir nicht? Sind sie dir nicht schön genug?«

»Doch, doch«, jammerte er. »Sie sind wirklich schön, Ena, super. Und so groß. Aber pack sie weg, Ena, bitte!«

Als Antwort knallte sie seinen Kopf wieder an ihren Busen, hielt ihn am Haar fest und wischte sein Gesicht auf und ab, als wäre es eine Art Handfeger. Dann ließ sie ihn mit einer Hand los und wühlte in seiner Hose. Mit einem Triumphschrei bekam sie das Gesuchte mit einem fürchterlichen Griff zu fassen, und plötzlich wurde ihm klar, warum Dave Boot vor so vielen Jahren laut aufgeschrien hatte. Ihre Faust war eisern...

Er schlug um sich wie ein Pinguin, der das Gleichgewicht verloren hat. Mit einer Hand ertastete er die Bedienungsknöpfe des Fahrstuhls und drückte auf alle zugleich. Dreimal fuhr der Lift hinauf und hinunter, während er gegen ihr zorniges Verlangen ankämpfte. Sie verloren die Balance, fielen gegen die metallenen Seitenwände und schließlich zu Boden. Da saßen sie und stierten sich an wie zwei Boxer, die sich gegenseitig k. o. geschlagen hatten. Die zwei weißen Ballons baumelten immer noch direkt vor seiner Nase, und die rötlichen Brustwarzen glotzten ihn boshaft an. Aber das war noch gar nichts im Vergleich zu der Wut in ihren Augen, als sie mit Fingernägeln und Handtasche auf ihn losging. Er versuchte aufzustehen, doch sie warf ihn gegen die Wand. In Panik drückten seine Finger wieder irgendwelche Knöpfe, und diesmal sauste der Lift im Schnellgang nach unten, wodurch sie wieder hinfielen, als er im Erdgeschoß aufschlug. Diesmal kam Davies als erster auf die Füße. Er fand den Knopf, der die Tür öffnete, und drückte ihn in panischer Angst.

Die Tür ging auf. Draußen stand ein vor Nässe triefendes Ungeheuer und bellte wie wild. Mit untrüglichem Instinkt hatte Kitty, davies' treer Hund, den Kampf geahnt, seine Lethargie abgeschüttelt und sich aus dem Kabrio den Berg hochgeschleppt. Jetzt veranlaßte derselbe untrügliche Instinkt ihn, sich auf Davies zu stürzen, er warf ihn um, fletschte vor seinem Gesicht die Zähne und biß ihn schließlich in den Arm. Erst als Davies flach am Boden lag, sah der Hund, was er getan hatte, warf sich auf den hingestreckten Körper und bereute seinen Irrtum mit entsetzlichem Gejaule.

Ena Lind, in Tränen aufgelöst, schaufelte ihre Brüste zurück in die dafür vorgesehenen Kleidungsstücke und stampfte wütend die Betontreppe hoch. Türen öffneten sich, Fenster wurden aufgerissen, was sie nicht davon abhielt, vom ersten Treppenabsatz aus ihren letzten Schuß abzufeuern.

»Geschieht dir recht, du Versager«, kreischte sie, »ich hoffe der verdammte Hund bumst dich!«

»Bitte, meine Dame«, murmelte Davies, den Kopf an die kalte Wand gelehnt, »bringen Sie ihn nicht auf Ideen.«   - Leslie Thomas, Dangerous Davies, der letzte Detektiv. Kökn  1991  (zuerst 1976)

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