temproblem Wenn ein Emanglone schlecht atmet, sehen sie ihn lieber nicht mehr leben. Denn sie meinen, daß er nicht mehr zur wahren Freude gelangen kann, welche Mühe er auch darauf verwendet. Der Kranke kann wegen der den Menschen natürlichen Sympathie nur Unruhe in die Atmung einer ganzen Stadt bringen. Deshalb, aber gänzlich ohne Groll, wird er erdrosselt. Auf dem Land ist man ziemlich primitiv, einige verständigen sich untereinander, und an einem Abend geht man zu ihm und erdrosselt ihn. Mit dem Ruf »Freunde!« dringen sie in die Hütte ein. Sie rücken näher, dicht aneinandergedrängt mit vorgestreckten Händen. Es ist schnell getan. Der Kranke hat nicht die Zeit, wirklich erstaunt zu sein, schon ist er von starken, entschlossenen Händen erwürgt. Händen von Männern der Pflicht. Dann gehen sie gelassen weg und sagen, wem sie begegnen: »Wissen Sie, der Soundso, der einen dermaßen chaotischen Atem hatte, ja, der hat ihn plötzlich in unserer Gegenwart verloren.«
»So?« heißt es, und das Dorf findet seinen Frieden und seine Ruhe wieder.
In den Städten aber gibt es für die Erdrosselung eine, übrigens schlichte, Zeremonie, wie es sich gehört. Zum Erdrosseln wird ein schönes jungfräuliches Mädchen ausgewählt.
Ein großer Augenblick für sie, solcherart auf die Brücke zwischen Leben und
Tod berufen zu werden! Die Sanftheit, mit der diese Leidenden dahinscheiden,
wird dem Mädchen als Vorzug angerechnet. Denn erreicht zu haben, daß ein Kranker
sanft zwischen angenehmen Händen erlischt, ist, so sagen sie, ein treffliches
Vorzeichen für Kinderliebe, Mildtätigkeit und, was den Besitz angeht, sichere
Haushaltsführung. Sie findet sofort sehr viel mehr Ehemänner, als sie braucht,
und es ist ihr erlaubt, selbst zu wählen. Die Schwierigkeit besteht darin, sanft
zu sein und gleichzeitig fest zuzudrücken. Einer Koketten wird das nicht gelingen,
einer Brutalen ebensowenig. Es bedarf solider Eigenschaften einer wahrhaft weiblichen
Natur. -
(mich2)
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