pfelbaum  Eine hexe saß im apfelbaum und aß äpfel. Es war noch vor morgen und ordentlich kühl, und die hexe fror fast bis unter die haut, da sie à la hexischer mode nicht mehr um die beine trug, als einen dünnen, seidenen kittel, weiter oben aber gar nichts.

Als nun endlich der thessalische hahn krähte, kam ein tapferer husar angerückt, der mußte zu fuß laufen, hatte im gestrigen Scharmützel sein gutes roß verloren, war daher heute mehr als zeitig aufgebrochen, um noch vor abend bei seinem regimente zu sein. »Dieser apfelbaum gefällt mir«, sagte er, »und ich werde hier, mit verlaub zu melden, meine erste notrast halten.« Er stellte sich breitbeinig wie ein brautvater vor dem stamm des baumes auf und sah vorher scharf nach links, scharf nach rechts, und zu guter letzt noch hinter seiner. Er war auch wirklich ein mensch von richtigen manieren; ein braver husar von altem pulver und blei und nicht so ein bärenhäuter, wie heute die meisten kriegsmänner sind. Nun hatte er wol in III richtungen gespäht, jedoch auf die IVte vergessen; er hatte nicht in die krone geblickt. Das ist ein fehler, der einem in der schlacht kopf und kragen kosten kann, wann sich der tod dazuschlägt! Platsch — schon saß ihm ein apfel am tschako. »Werda?« rief der überraschte husar mit fug und vollem recht.

»Gut freund« kam es aus der laubichten höhe über ihm.

Der husar nahm eine feldmäßige stellung ein, versorgte sein feuergewehr und trat einige schritte zurück.

»Gib acht, daß ich dich nicht totspringe!« rief die hex und sprang wie sie war aus dem apfelbaume. »Willstu einen apfel?« fragte sie.

Der husar griff nach seinem gezwirbelten schnurrbart und war aufs äußerste erstaunt, um diese frühe stunde schon einer so über die maßen schönen frauensperson zu begegnen. Er konnte ja nicht wissen, daß es eine hexe war, waren doch die kennzeichen, daran er sie hätte erkennen mögen, alle unter dem kittel verborgen. »Guten morgen. Es fröstelt«, sagte er, weil es noch immer sehr kühl war.

»Guten morgen«, erwiderte die hexe, »ich hab Ew. Gnaden gefragt, ob sie äpfel will?«

»Ich mache mir nicht viel aus ihnen, wann sie auf gewöhnlichen bäumen wachsen«, sagte der husar und sah der hexe dorthin, wo sie wol am meisten fror. »Also sind es doch welche — andere«, entgegnete die hexe. Aber sie stellte sich nur so dumm, denn sie wußte nur zu gut, was für äpfel einem husaren des morgens im sinne stehen. »Ich weiß wirklich nicht, zu meiner großen trauer, auf welch besonderer art bäume die äpfel wachsen, die du meinst.«

Dachte der redliche husar »Baum hin, baum her. Der baum, den ich jetzt meine, hat händ und fuß, und wann alle bäume so wären wie dieser, dann hing ich gern des Mavors kleid an den abschiedsnagel und würde auf der stell ein ausgelernter baumgärtner.

Weil nun hexen vortrefflich in anderer leute gedanken herumlesen können, erriet auch diese die nämlichen des husaren. Also nahm sie sich vor, mit morgenstund hat gold im mund, etwas böses zu tun, ihrem herrn und meister dem dingsda zum tribut. Nebenher aber dachte sie auch, es würde mancherlei dabei herauswachsen für ihren wolgezierten leib. Zwei fliegen in einer haube, zum nutzen den spaß; ein regen, der das unkraut näßt und außerdem die beine wäscht. Ja, der husar war aber wahrhaftig das bild eines stattlichen husaren. Fragte wieder die hexe: »Hastu ein wenig zeit an diesem morgen? Wann du gescheit bist, sollstu die äpfel, die du dir wünschest, noch bevor die sonne richtig heraußen ist, erlangen.«

Da nun der husar meint, bis abend komm ich noch lange recht zum regiment, spricht er: »eine ganz große satteltasche voller zeit hab ich und geht viel hinein in eine solche.« Aber er wußte nicht, daß er seine lieben kameraden vor der langen ewigkeit nimmermehr sehen sollte. - (hus)

Apfelbaum (2)  Ich befinde mich plötzlich in der krone eines apfellosen apfelbaumes, unweit der stelle, wo dieser abscheuliche redner seine konfuse rede geschwungen hat, ich sitze auf einem starken ast, familienlos, also ohne äpfel, laub ist jedoch genügend vorhanden, wahrscheinlich ist das obst bereits geerntet, was jedoch wiederum nicht gut möglich ist, denn ich bin im ersten viertel des sommers. Der überlange polizist geht abermals seine check-routine, sein helm erreicht fast die höhe meines baumsitzes, ich stelle mir vor, daß er John Hillam heißen müsse oder so ähnlich, ein mann aus Yorkshire - ob er es war, der die nonexistente menge aus meinem gehirn verstreut hat? Mein freund Dr. U. hat sich in seiner nichtsnutzigen art wieder einmal aus dem staub gemacht, das kistenähnliche podest ist ebenfalls verschwunden; mir steigt der verdacht hoch, er könne sich in diesen John Hillam verwandelt haben. Aber sah ich nicht den polizisten zur selben zeit durch die menge gehen, als Dr. U. von seiner bescheidenen anhöhe herunterpalaverte, worte losließ, die so völlig sinn- und zweckentfremdet an mein ohr drangen? Ich meine, das beste, was ich momentan tun kann, ist, hier oben im baume zu bleiben, gleich dem verrückten Suibhne, überlegend, nachdenkend, nicht direkt grübelnd, aber doch den vorgefallenen dingen auf den grund zu gehen trachtend. - (dru)

Apfelbaum (3)  Der Apfelbaum ist warm und feucht, und zwar so feucht, daß er zerfließen würde, hielte ihn nicht die Wärme zusammen. Leidet ein alter oder junger Mensch an Verdunkelung der Augen, so nehme er zur Frühlingszeit Blätter von diesem Baume, noch ehe er die Früchte dieses Jahres ansetzt, als« beim ersten Ausschlagen im Frühling. Die Blätter sind dann milde und heilkräftig, wie junge Mädchen, ehe sie Kinder erzeugen. Man zerstoße die Blätter, drücke sie aus und gebe ebenso viele Tropfen von dem Safte, der aus den Weinreben fließt, dazu. Man bewahre dies in einem Gefäße auf, und wenn man sich nachts schlafen legt, salbe man sich mir einer darin eingetauchten Feder die Augenlider so mäßig, wie der Tau auf das Gras fällt, und so, daß nichts in das Auge selbst eindringt. Hierauf lege man die etwas zerstoßenen und mit dem Safte aus den Reben besprengten Blätter auf die Augen, binde ein Tuch darüber und schlafe so. Das tue man ofr, und man wird das Dunkel aus den Augen vertreiben und heller sehen ...  - (bin)

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