bmachung   »Ja, so ist das Verkehrsleben... Hör, Bichette, das war aber nicht meine süße Wäscherin aus der Rue Noilet. Die hab ich ganz furchtbar geliebt. Wenn ich sage - geliebt, so heißt das... Sie hatte etwas in den Augen wie du. Crotte alors! Anders. Aber vor ihr ging es mir gut. Ich konnte reden. Reden. Reden. Reden. Fast so wie jetzt. Und wenn ich mit ihr Arm in Arm im Bois spazieren ging, war mir wohl. Crotte! Selbstverständlich war mir nicht wohl. Aber bei ihr fühlte ich wenigstens schon irgendwie, warum mir nicht wohl war und nie wohl sein würde... Hör, Bichette, ich liebe auch dich nicht. Ich habe nie, nie, nie in meinem ganzen Leben jemanden wirklich geliebt. Warum? Das ist ganz außerordentlich leicht zu begreifen: weil ich sonst ein entsetzliches Rhinozeros gewesen wäre... Aber du hast recht, Bichette, auch ich halte es einfach nicht mehr so aus. Es muß etwas geschehen. Es muß etwas gemacht werden... Eh ben, Bichette, ich weiß, was zuerst geschehen muß, was zu allererst gemacht werden muß. Errätst du es? Ja, wir werden uns machen. Du warst ingeni... ingeniös. Hör, Bichette, wir müssen uns - lieben! Das muß - gemacht werden. Das ist ganz außerordentlich einfach, wenn man so genau und sicher weiß wie wir, daß es durchaus unmöglich ist, einander zu lieben... Du verstehst mich, Bichette... du...«

Bichette wischte ihm die Lippen mit der Hand trocken. »Fec, ich bitte dich, komm! Gehn wir doch schon!«

Fec stieß sie unwirsch von sich. Plötzlich packte er ihre Elbogen, preßte sie nach hinten und fauchte ihr ins Gesicht: »Bichette, hörst du, ich liebe dich... Und du liebst mich... Abgemacht?« Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln.

Bichettes Kopf fiel müde auf seine Schulter.

Da schrie Fec ganz leise auf ihren Mund: »Sag mir sofort, daß du mich liebst! Daß du mich immer lieben wirst! Daß du es wollen wirst!«

Bichettes Kopf sank noch tiefer. Dabei sagte sie langsam und , laut: »Ja, Fec, ja, Fec, ich...« Und mit einem Mal brüllte sie auf:

»Abgemacht!«

Fec gröhlte, ließ sie fahren und soff. - Walter Serner, Die Tigerin. Eine absonderliche Liebesgeschichte. München 1982 (dtv 10054, zuerst 1925)

Abmachung  (2)   Drei Machno-Kämpfer — Gniloskurov und noch zwei — hatten mit einer Frau Liebesdienste vereinbart. Für zwei Pfund Zucker war sie bereit, die drei auf sich zu nehmen, doch beim dritten hielt sies nicht mehr aus und drehte im Zimmer durch. Die Frau stürzte hinaus auf den Hof und stieß auf dem Hof auf Machno. Der zog ihr die Peitsche über und zerschnitt ihr die Oberlippe, auch Gniloskurov bekam sein Fett ab. - Isaak Babel, Die Reiterarmee. Berlin 1994 (Friedenauer Presse, neu übs. von Peter Urban - zuerst 1926)

Abmachung  (3)    In der Dämmerung, auf dem Heimwege im Gebirge stand plötzlich der Obstgärtner vor ihm. Geschmeidig wie eine Katze und dürr wie entlaubte Äste. Und ein fauler Schatten war in der Luft. Svend Onstad fühlte seine Fäuste erlahmen. Und der Alte redete hastig, wie wenn seine Stimme ein Wasserfall oder der nahe Wasserfall seine Stimme. Und der Jüngere kam nicht dazu, eine Gegenrede zu erfinden. »Du bist jung. Die jungen Starkknochigen sollen etwas ausrichten. Du wirst bald wissen, was ich meine. Dieser Augenblick und das übrige, Erinnerung, weißt du, wird schnell vorüber sein. Du läufst zu einem hübschen Weib. Deine Beine können auch andere Wege gehen. Wird sich erweisen. Wenn erst das Hirn ein bißchen kühler. Ich brauche deine Antwort nicht. In einer Minute werden wir uns einig sein.« Sprach's. Kam heran. Schwang ein Etwas durch die Luft. Vielleicht war es ein Nidits. Doch ging es durch Svends Schädel mit unbekannten Schmerzen. Da lag der junge Mann. Und sein Pferd schreckte zur Seite. Trabte zitternd voran. Prustete. Bequemte sich wieder zum Schreiten.

Sven Onstad erhob sich vom Boden, sagte: »Ja. Abgemacht.«

Er trat in seine Stube. Er sah sein Weib. Er erdrosselte es. Grundlos. Er empfand nichts dabei. Der Obstgärtner stand da. Sprach nichts. Die drei hatten sich nichts mehr zu erzählen. - (jah)

Abmachung  (4) Da sind die Maniana, Fragmente der Finsternis. Er kann sie riechen — Schweiß und Fett und den Moschusgeruch wilder Tiere —, einen Geruch, der so stechend und durchdringend ist, daß er zusammenzuckt, einen Geruch, der uralte Erinnerungen der Spezies aufwühlt, Atavismus und Zeichenfunktion zugleich. Dann sieht er sie, sieht ihr Grinsen, die Zähne hängen in der dunklen Leere wie losgelöst von Kiefern und Gesichtern. Als sie nähertreten, weicht er etwas zum Feuer zurück, die Muskete auf die blinkende Zahnreihe gerichtet, die ihm am nächsten ist.

Sie kommen aus den Schatten gehuscht wie aus einem Teich, die Dunkelheit saugt von hinten an ihnen. Es sind fünf, jung und hager und wild dreinblickend. Der Geruch dreht ihm den Magen um. Er winkt sie heran, und der vorderste Wilde, der mit der Halskette aus Kobraköpfen, kommt näher. Ned  deutet auf den schlafenden Smirke. „Kleines Geschäft?" fragt er auf Mandingo. Der Kannibale taxiert den großen, sonnenverbrannten Mann auf dem Boden, dann wirft er Ned einen Blick zu. Seine Zähne scheinen zu mahlen, und er unterdrückt mit Mühe ein Zittern der Vorfreude. Plötzlich liegt in seinem Gesicht eine Frage, ein Flehen, und er hält drei Finger hoch. Anfangs ist Ned verwirrt... doch dann begreift er. Der Maniana fragt, ob alle drei zu verkaufen sind — Bird und Frair ebenso wie Smirke. Einer der anderen ist jetzt vorgetreten, schmächtig und ausgehungert, er mustert die Schlafenden wie eine Hausfrau Hähnchen am Geflügelstand. Nein, winkt Ned heftig ab, und er hebt nur einen Finger in die Höhe, bevor er nochmals auf Smirke zeigt. Der Anführer wirkt leicht enttäuscht, sein wölfisches Grinsen zuckt kurz, doch dann sagt der andere etwas, knapp und tonlos, und beide nicken heftig mit dem Kopf, wie Aasvögel, die auf einen Kadaver einhacken:  abgemacht.  - T. Coraghessan Boyle, Wassermusik. Reinbek bei Hamburg 1990

Abmachung  (5)

 - N.N.

Vertrag

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme