Bichette wischte ihm die Lippen mit der Hand trocken. »Fec, ich bitte dich, komm! Gehn wir doch schon!«
Fec stieß sie unwirsch von sich. Plötzlich packte er ihre Elbogen, preßte sie nach hinten und fauchte ihr ins Gesicht: »Bichette, hörst du, ich liebe dich... Und du liebst mich... Abgemacht?« Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln.
Bichettes Kopf fiel müde auf seine Schulter.
Da schrie Fec ganz leise auf ihren Mund: »Sag mir sofort, daß du mich liebst! Daß du mich immer lieben wirst! Daß du es wollen wirst!«
Bichettes Kopf sank noch tiefer. Dabei sagte sie langsam und , laut: »Ja, Fec, ja, Fec, ich...« Und mit einem Mal brüllte sie auf:
»Abgemacht!«
Fec gröhlte, ließ sie fahren und soff. - Walter Serner,
Die Tigerin. Eine absonderliche Liebesgeschichte.
München 1982 (dtv 10054, zuerst 1925)
- Isaak Babel, Die Reiterarmee. Berlin
1994 (Friedenauer Presse, neu übs. von Peter Urban - zuerst 1926)
Abmachung (3) In der Dämmerung, auf dem Heimwege im Gebirge stand plötzlich der Obstgärtner vor ihm. Geschmeidig wie eine Katze und dürr wie entlaubte Äste. Und ein fauler Schatten war in der Luft. Svend Onstad fühlte seine Fäuste erlahmen. Und der Alte redete hastig, wie wenn seine Stimme ein Wasserfall oder der nahe Wasserfall seine Stimme. Und der Jüngere kam nicht dazu, eine Gegenrede zu erfinden. »Du bist jung. Die jungen Starkknochigen sollen etwas ausrichten. Du wirst bald wissen, was ich meine. Dieser Augenblick und das übrige, Erinnerung, weißt du, wird schnell vorüber sein. Du läufst zu einem hübschen Weib. Deine Beine können auch andere Wege gehen. Wird sich erweisen. Wenn erst das Hirn ein bißchen kühler. Ich brauche deine Antwort nicht. In einer Minute werden wir uns einig sein.« Sprach's. Kam heran. Schwang ein Etwas durch die Luft. Vielleicht war es ein Nidits. Doch ging es durch Svends Schädel mit unbekannten Schmerzen. Da lag der junge Mann. Und sein Pferd schreckte zur Seite. Trabte zitternd voran. Prustete. Bequemte sich wieder zum Schreiten.
Sven Onstad erhob sich vom Boden, sagte: »Ja. Abgemacht.«
Er trat in seine Stube. Er sah sein Weib. Er erdrosselte es. Grundlos. Er
empfand nichts dabei. Der Obstgärtner stand da.
Sprach nichts. Die drei hatten sich nichts mehr zu erzählen. - (
jah
)
Abmachung (4) Da sind die Maniana, Fragmente der Finsternis. Er kann sie riechen — Schweiß und Fett und den Moschusgeruch wilder Tiere —, einen Geruch, der so stechend und durchdringend ist, daß er zusammenzuckt, einen Geruch, der uralte Erinnerungen der Spezies aufwühlt, Atavismus und Zeichenfunktion zugleich. Dann sieht er sie, sieht ihr Grinsen, die Zähne hängen in der dunklen Leere wie losgelöst von Kiefern und Gesichtern. Als sie nähertreten, weicht er etwas zum Feuer zurück, die Muskete auf die blinkende Zahnreihe gerichtet, die ihm am nächsten ist.
Sie kommen aus den Schatten gehuscht wie aus einem Teich, die Dunkelheit
saugt von hinten an ihnen. Es sind fünf, jung und hager und wild dreinblickend.
Der Geruch dreht ihm den Magen um. Er winkt sie heran, und der vorderste
Wilde, der mit der Halskette aus Kobraköpfen, kommt näher. Ned deutet
auf den schlafenden Smirke. „Kleines Geschäft?" fragt er auf
Mandingo. Der Kannibale taxiert den großen,
sonnenverbrannten Mann auf dem Boden, dann wirft er Ned einen Blick zu.
Seine Zähne scheinen zu mahlen, und er unterdrückt mit Mühe ein Zittern
der Vorfreude. Plötzlich liegt in seinem Gesicht
eine Frage, ein Flehen, und er hält drei Finger hoch. Anfangs ist Ned verwirrt...
doch dann begreift er. Der Maniana fragt, ob alle drei zu verkaufen sind
— Bird und Frair ebenso wie Smirke. Einer der anderen ist jetzt vorgetreten,
schmächtig und ausgehungert, er mustert die Schlafenden wie eine Hausfrau
Hähnchen am Geflügelstand. Nein, winkt Ned heftig ab, und er hebt nur einen
Finger in die Höhe, bevor er nochmals auf Smirke zeigt. Der Anführer wirkt
leicht enttäuscht, sein wölfisches Grinsen zuckt kurz, doch dann sagt der
andere etwas, knapp und tonlos, und beide nicken heftig mit dem Kopf, wie
Aasvögel, die auf einen Kadaver einhacken: abgemacht. - T. Coraghessan
Boyle, Wassermusik. Reinbek bei Hamburg 1990
Abmachung (5)
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