blegen   »Ich konnte das, was ich tun mußte, nicht allein tun. Andererseits wollte ich nicht, daß man meinen Bruder im Haus sah. Ich habe Maria gesagt, sie sollte auf dem Kai warten und ihm sagen, er dürfte nicht gesehen werden und sollte sein Motorrad so weit wie möglich vom Hause entfernt stehen lassen.«

»Hat sich Maria nicht darüber gewundert?«

»Sie hat Angst gehabt. Sie verstand nicht, aber sie hat gespürt, daß sie gehorchen mußte. Marguérite saß am Klavier. Ich habe sie gebeten, zu spielen und zu singen, denn ich wußte, es würde oben nicht leise zugehen.«

»Und Sie sind es auch gewesen, die an den Wasserbehälter auf dem Dach gedacht hat?«

Er steckte seine Pfeife an, die er mechanisch gestopft hatte.

»Joseph ist in Ihr Zimmer gekommen. Was hat er gesagt, als er die Tote sah?«

»Nichts. Er begriff das alles nicht, blickte mich nur entsetzt an. Er war kaum fähig, mir zu helfen ...«

»... und die Leiche durch die Luke aufs Dach und zu dem Behälter zu schleppen.«

Dicke Schweißtropfen perlten auf der Stim des Kommissars, der vor sich hin murmelte: »Grauenhaft!«

Sie tat so, als ob sie es nicht gehört hätte.

»Wenn ich sie nicht getötet hätte, wäre Joseph gestorben.«

»Wann haben Sie Maria die Wahrheit gesagt?«

»Nie. Sie hat nie gewagt, mir Fragen zu stellen. Als das Verschwinden Germaines bekannt wurde, hat sie etwas geahnt. Seitdem ist sie krank.«

»Und Marguérite?«

»Wenn Sie einen Verdacht hat... Sie will es nicht wissen. Verstehen Sie?«

Und wie er das verstand!

Madame Peeters, die weiter im Haus umherging, ohne das geringste zu ahnen, und die sich darüber empörte, daß die Leute in Givet ihre Familie des Mordes bezichtigen. Der Vater, der in seinem Korbsessel saß, in dem er seine Pfeife rauchte und zwei- oder dreimal täglich einschlief. Joseph zeigte sich so wenig wie möglich, fuhr wieder nach Nancy zurück und überließ seine Schwestern ihrem Schicksal. Und Maria litt Folterqualen, verbrachte ihre Tage im Kloster der Ursulinerinnen in der Angst, abends, wenn sie zurückkam, zu erfahren, daß alles ans Licht gekommen war.

»Warum haben Sie die Leiche aus dem Behälter herausgeholt?«

»Sie hätte schließlich zu riechen begonnen. Ich habe drei Tage gewartet. Als Joseph am Samstag wiederkam, haben wir sie zusammen zur Maas getragen.« - Georges Simenon, Maigret bei den Flamen. München 1971 (Heyne Simenon-Kriminalromane 79, zuerst 1932)

 

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