Wetterstation    Ich gelange zur Überzeugung, daß mir die Welt etwas mitteilen will, durch Botschaften, Zeichen, Warnungen. Seit meiner Ankunft in Petkwo spüre ich das. Jeden Morgen mache ich meinen gewohnten Spaziergang von der Pension Kudgi-wa hinunter zum Hafen. Ich gehe an der Wetterstation vorbei und denke an das nahende Ende der Welt: Bald wird es kommen, ja, es hat schon seit langem eingesetzt. Ließe das Ende der Welt sich räumlich auf einen bestimmten Punkt fixieren, so wäre dieser gewiß die Wetterstation von Petkwo: ein Wellblechdach auf vier wackligen Holzpfählen über einer erhöhten Plattform aus Brettern, darauf eine Reihe von Barographen, Hygrometern und Thermographen, deren Trommeln linierten Papieres langsam an einem zitternden Schreibarm vorbeiziehen, leise tickend wie Uhren. Ein Windrad auf einer hohen Stange und ein Regenmesser mit gedrungenem Trichter vervollständigen die spröde Apparatur dieser Wetterstation, die, abgelegen am Rande einer Böschung im Stadtpark, vor dem bleigrauen, reglosen Himmel gleichsam wie eine Falle für Wirbelstürme erscheint - ein Köder, dort ausgelegt, um die Windhosen anzulocken aus fernen tropischen Ozeanen, sich selber gleichsam bereits als Idealruine dem Wüten der Orkane darbietend.

An manchen Tagen erscheint mir alles, was ich erblicke, bedeutungsschwanger: voller Botschaften, die zu definieren, in Worte zu fassen und anderen mitzuteilen mir schwerfallen würde, aber die sich mir gerade deswegen als entscheidend darstellen. Es sind Ankündigungen und Vorzeichen, die mich und zugleich die Welt betreffen - und zwar von mir nicht die äußerlichen Begebenheiten des Daseins, sondern das Geschehen im tiefsten Innern, und von der Welt nicht irgendeine Besonderheit, sondern die allgemeine Bewandtnis des Ganzen.   - Italo Calvino, Wenn ein Reisender in einer Winternacht. München 2007 (Zuerst 1979)

Wetterbeobachtung Beobachtung

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme