eiberhölle  »Ich staune«, sagte ich, »daß du unter die Diebe nicht die Frauen gezählt hast - gehören sie doch auch dazu!« »Rede mir nicht von ihnen«, erwiderte er, »sie bereiten uns schweren Verdruß, wir haben sie satt. Wären drunten nicht so viele Weiber, die Hölle wäre kein schlechter Aufenthalt. Wir gäben viel darum, könnten wir die Weiber loswerden. Da die Weiber, seit die Zauberin Medusa starb, nichts anderes tun, als arglistige Anschläge anzetteln, fürchte ich, es könnte die eine oder andere ihre Geschicklichkeit an einem der unseren erproben wollen, um zu sehen, ob sie dem Teufel nicht wenigstens um ein Haar überlegen ist. Freilich, ein Gutes haben die verdammten Weiber, und deswegen kann man auch mit ihnen auskommen: sie haben nichts mehr zu hoffen und betteln uns nicht an.«

»Sind die häßlichen oder die schönen Weiber drunten in der Überzahl?«

»Die häßlichen«, sagte er sofort, »sechsmal so viele, denn um die Sünden zu begehen, braucht man nur einzustimmen, und die hübschen finden so viele Männer, die ihnen das fleischliche Gelüst stillen, daß sie genug bekommen und bereuen; aber die häßlichen finden niemanden, fahren zur Hölle, ohne von dieser Speise gekostet zu haben, und gehen mit ungestilltem Hunger die Männer an; und da schwarzäugige, schmalgesichtige Mädchen in Mode sind, geht die Hölle von weißhäutigen, blonden über, vor allem jedoch von Vetteln, die, neidisch auf die jungen Dirnen, verstockt und grunzend ihr Leben aushauchten. Kürzlich brachte ich eine Siebzigjährige herunter, die Lehm fraß und sich Bewegung machte, um etwas gegen ihre Verstopfung zu tun, und über Zahnschmerzen klagte, damit man glaube, sie habe Zähne.« - Francisco de Quevedo, Die Träume. Die Fortuna mit Hirn oder die Stunde aller. Frankfurt am Main 1966 (zuerst 1627)

 

Hölle Weib

 

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