ogelgeschlecht    Der Himmel  wurde mit einem bunten Ausschlag bedeckt, mit wabernden Flecken bestreut, die wuchsen, reiften und sogleich den ganzen Raum mit seltsamen Vogelvölkern füllten, die in großen, sich kreuzenden Spiralen kreisten und volticrten. Der ganze Himmel füllte sich mit erhabenem Flug, Schwingenschlag und majestätischen Linien stillen Schwebens. Einige von ihnen schwammen wie riesige Störche regungslos auf den ruhig ausgebreiteten Flügeln, andere - bunten Federbüschen oder barbarischen Trophäen ähnlich - flatterten schwer und plump, um sich auf den Wogen der warmen Aura zu halten; andere endlich, unförmige Konglomerate aus Flügeln, mächtigen Füßen und gerupften Hälsen, erinnerten an schlecht ausgestopfte Geier und Kondore, aus denen die Sägespänc rieseln. Es waren Vögel mit zwei Köpfen und vielen Flügeln unter ihnen, auch Krüppel gab es, die einflügelig und ungeschickt durch die Luft hinkten. Der Himmel glich einem alten Fresko voller Fabeltiere und Scheusale, die kreisten, einander auswichen und in bunten Ellipsen wieder zurückkehrten.

Mein Vater erhob sich auf den Spannriegeln, plötzlich von einem Schein umflosscn, streckte die Arme aus und rief die Vögel mit einer alten Zauberformel herbei. Er hatte sie voller Aufregung erkannt. Es war die ferne, vergessene Nachkommenschaft jener Vogelgeneration, die Adela einst in alle vier Himmelsrichtungen zerstreut hatte. Jetzt kehrte diese künstliche Nachkommenschaft, dieses degenerierte Vogelgeschlecht, entartet, ausgewachsen und innerlich verkümmert zurück. Idiotisch gewachsen, unsäglich groß geworden, war es innerlich leer und ohne Leben. Die ganze Lebenskraft dieser Vögel war ins Gefieder geschossen und ins Phantastische gewuchert. Es war wie ein Museum ausrangierter Geschlechter, wie die Rumpelkammer des Vogelparadieses. Einige flogen auf dem Rücken, hatten schwere, plumpe Schnäbel wie Hänge- oder Türschlösser, mit bunten Wucherungen bewachsen, und waren blind.  - Bruno Schulz, Die Nacht der großen Saison, in (bs)