ogelhoden Tim Birkhead und Anders Møller konnten beweisen, daß auch bei Vögeln die Hodengröße mit dem Paarungssystem der Art zusammenhängt. Am größten sind die Testikel bei Vögeln, die in Polyandrie leben, da heißt, bei denen ein Weibchen von mehreren Männchen begattet wird, und das leuchtet ein: Das Männchen, das die meisten Spermien produziert, wird vermutlich auch die meisten Eier befruchten.
Soweit sind die Ergebnisse eigentlich nicht überraschend. Die Hoden von Vögeln,
die eine Arenabalz abhalten und bei denen wie bei den Bei-fußhühnern ein Männchen
innerhalb weniger Wochen bis zu fünfzig Weibchen begatten muß, sind dagegen
ungewöhnlich klein. Des Rätsels Losung besteht darin, daß eine Beifußhenne sich
nur ein- oder zweimal paart, und dann auch nur mit jeweils einem Männchen. Erinnern
wir uns, das ist der einzige Zweck der Weibchenwahl auf dem Balzplatz. Der Champion
muß zwar viele Hennen begatten, aber braucht jeweils nur eine geringe Spermienmenge
abzugeben, denn er hat keine Konkurrenz. Die Hodengröße wird also nicht durch
die Häufigkeit der Paarung bestimmt, sondern durch die Anzahl der männlichen
Konkurrenten. Monogame Arten liegen irgendwo dazwischen. Manche von ihnen haben
relativ kleine Hoden, was auf ein geringes Maß an Spermienkonkurrenz schließen
läßt. Andere haben riesenhafte Testikel von nahezu derselben Größe, wie man
sie auch bei Vögeln findet, die in Polyandrie leben. Birkhead und
Møller erkannten, daß Vögel mit großen Testikeln vor allem in Kolonien
leben: Seevögel, Schwalben, Bienenesser, Reiher und Spatzen. Solche Kolonien
geben den Weibchen reichlich Gelegenheit zur Untreue mit dem Männchen von nebenan,
Gelegenheiten, die diese sich offenbar nicht entgehen lassen. -
Matt Ridley, Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München
1995
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