Verstiegen  Ich hatte mich verstiegen. Und das kam mir so selbstverständlich vor. So mußte es kommen.

Jetzt konnte ich nicht mehr weiter; rauf ging's nicht mehr und runter auch nicht.

Allerdings — runter war's wohl gegangen — runterkommen kann man immer.

Aber die Sache hatte einen Haken.

Neben mir ging's hinunter in die Tiefe — da hätte ich mich kopfüber hineinstürzen können — doch bei dem Sturz wäre mir wohl der Atem vergangen — und mein Körper wäre wohl zu Brei geworden.

Ich befand mich in einem Gebirge, das aus hartem Stein bestand. Es tat mir schon leid, daß ich so rücksichtslos immer höher gestiegen war.

Ich starrte die glatte Felswand vor mir nicht sehr geistreich an; in die grausige Tiefe wagte ich nicht hinabzublicken, denn ich glaubte, nicht ganz schwindelfest zu sein.

Und siehe, da hob sich vor mir in der glatten Felswand eine Platte heraus und schob sich zur Seite, und ich erblickte in der entstandenen Öffnung ein kleines Nilpferd, das kaum halb so groß war als ich selbst.

»Na, Onkelchen,« sagte das Nilpferd, »wohin willst Du?«

»Ich habe mich verstiegen!« erwiderte ich traurig.

»Das merkt'n Pferd!« rief da das Nilpferdchen.  - Paul Scheerbart, Immer mutig! Ein phantastischer Nilpferderoman mit 83 merkwürdigen Geschichten. Frankfurt am Main 1990 (zuerst 1902)

 

Bergsteiger Verirrt Klettern

 

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