erstellung  Kant hat, um das Anstößige seiner Kritik aller spekulativen Theologie zu mildern, derselben nicht nur die Moraltheologie, sondern auch die Versicherung beigefügt, daß, wenn gleich das Daseyn Gottes unbewiesen bleiben müßte, es doch auch eben so unmöglich sei, das Gegentheil davon zu beweisen; wobei sich Viele beruhigt haben, indem sie nicht merkten, daß er, mit verstellter Einfalt, das affirmanti incumbit probatio ignorirte, wie auch, daß die Zahl der Dinge, deren Nichtdaseyn sich nicht beweisen läßt, unendlich ist. Noch mehr hat er natürlich sich gehütet, die Argumente nachzuweisen, deren man zu einem apagogischen [indirekten] Gegenbeweise sich wirklich bedienen könnte, wenn man etwan nicht mehr sich bloß defensiv verhalten, sondern ein Mal aggressiv verfahren wollte.  - (schop)

Verstellung (2)

Die Verstellung

Das Auge ist Spiegel der Seele und der Gedanken.Wenn der Blick derart von unten hervorkommt, durch die tiefgesenkten Lider verdeckt und verschleiert wird, dann verbirgt der Mensch seine wahren Gedanken, er läßt sich nicht „in die Seele" blicken. Gleichzeitig ist die Stirn seitlich hochgezogen; während die Augen den Anschein des Unbeteiligtseins oder der Gleichgültigkeit erwecken möchten, herrscht tatsächlich gespannte Aufmerksamkeit und schlaues Denken.

Der Mund spricht Abweisung, Verschlossenheit und Unzufriedenheit mit der momentanen Situation. Es handelt sich bei dem Abgebildeten um einen Deserteur, der auch im Verdacht steht, militärische Geheimnisse verraten zu haben. Er hat ein undurchsichtiges Spiel getrieben, sieht sich ertappt und sucht natürlich alles zu verharmlosen. So ist dieser Ausdruck Spiegel sowohl der allgemeinen Geistesrichtung wie auch der momentanen Gemütsverfassung.

Man glaube nicht, dieser Ausdruck bei Verstellung sei Zufall. Genau die gleiche Augenstellung, den Blick von unten hervor, die herabgesenkten Oberlider mit dem verschleierten Blick und die hochgezogene Braue (hier nur einseitig), finden wir bei diesem Bild. Auch dieser Mann verstellt sich. Man verstellt sich dann, wenn man seine wirkliche Gesinnung zu verbergen sucht. Der Mund zeigt ebenfalls, wenn auch die Lippen insgesamt schmaler sind, Verschlossenheit, Mißmut und Unzufriedenheit.

- Physiognomik und Mimik. Analytische Geichtsausdruckstudien von und nach Carl Huter. Bearb. und Hg. Siegfried Kupfer. Schwaig bei Nürnberg 1964

Verstellung (3) Eine Übergangsform, von der Nachahmung zur Verwandlung, die bewußt auf halbem Wege stehenbleibt, ist die Verstellung.

Das Heranmachen als Freund, in feindlicher Absicht - in alle späteren Formen der Macht eingegangen -, ist eine frühe und wichtige Art der Verwandlung. Sie ist oberflächlich und bezieht sich auf die äußere Erscheinung allein, auf Fell, Hörner, Stimme, Gang. Darunter, unberührt, unberührbar, in tödlicher Absicht, die durch nichts zu beeinflussen ist, steckt der Jäger. Diese extreme Trennung von Innerem und Äußerem, die verschiedener gar nicht sein könnten, hat im Maskenwesen seine Vollkommenheit erlangt. Der Jäger hat sich und seine Waffe ganz in der Hand. Er beherrscht aber auch die Gestalt des Tieres, das er darstellt. Über beides hat er in jedem Augenblick Gewalt. Er ist sozusagen zugleich zwei Geschöpfe und hält, bis er sein Ziel erreicht hat, an beiden fest. Der Fluß der Verwandlungen, deren er fähig wäre, ist zum Stillstand gekommen: Er steht auf zwei scharf umgrenzten Orten, der eine im anderen, dieser von jenem deutlich abgesetzt. Es ist dabei wesentlich, daß das Innere hinter dem Äußeren streng verborgen bleiben muß. Das Freundlich-Harmlose ist außen, das Feindlich-Tödliche innen. Das Tödliche verrät sich erst in seinem endgültigen Akt. - (cane)

Täuschung
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