ergrößerung
Die erste eigentliche Phantasiezutat zum Thema »Erschreckendes Tier« ist
schlicht und einfach die Vergrößerung. Nach diesem Rezept sind zahllose höchst
wirksame Kinomonster entstanden, von Cooper/Schoedsacks unglücklich verliebtem
Riesengorilla »King Kong« aus dem Jahre 1933 (in
Wirklichkeit Willis O'Briens 45 Zentimeter hohe Stop-Motion-Puppe aus
Kaninchenfell) bis zu Spielbergs zähnebewehrtem »Weißem Hai« (1975),
nicht zu vergessen die Riesensaurier und -hummer und -kraken der einfältigen
japanischen »Godzilla«-Filme (in Wirklichkeit Schauspieler mit Gummianzügen),
die tapsig und komisch ganze Modellbaukastenszenerien zertrampelten, zermalmten
und verwüsteten. Bloße Vergrößerung macht sogar aus harmloseren kleinen Tieren
Ungeheuer - so die über vier Meter große »Killer-Ameise«
in Gordon Douglas' »Formicula/Them!« (1954) und all das andere riesenhaft
mutierte Kleingetier in ihrem Gefolge, Skorpione, Taranteln, Libellen, selbst
Schmetterlinge und Stubenfliegen. Aber wenn sich in
David Lynchs Weltraum-Fantasy-Historien-Mysterien-Schinken »Dune der
Wüstenplanet« (1984) überdimensionierte Würmer durch den Wüstensand winden,
deren eines Ende ein einziger zähnegespickter Schlund ist, zeigt sich, daß sich
der Vergrößerungseffekt erschöpft hat. Riesenwürmer fehlten in der Tat noch
in der Kollektion, aber die monströsen - und wie so manche Monster eher lebensunfähig
aussehenden - Dinger wirken wie kriechende Abflußröhren aus Zement und trotz
ihrer Ausmaße überhaupt nicht schrecklich. Denn
sich von Würmern bedroht zu fühlen ist dem Menschen wohl
nicht gegeben; Würmer zwar fressen ihn schließlich, wirken aber höchstens »ekelhaft«.
-
Dieter E. Zimmer, Experimente des Lebens. Zürich 1989
Vergrößerung (2)
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