rwald     «Bei Tag ist die Hitze das Ärgste, und nachts ist es der Spektakel ... Es ist nicht zu glauben... Das sind die wilden Viecher, die jagen sich und wollen sich paaren, oder sie wollen sich fressen, ich weiß es wirklich nicht, aber man hat es mir gesagt... auf alle Fälle ist's ein Mordsspektakel!... Und den allergrößten Krach machen die Hyänen! Die kommen ganz nah an die Hütte heran. Sie werden sie schon hören! Da ist kein Irrtum möglich!... Es ist nicht so wie mit dem Chinin... Man kann ja manchmal die Vögel, die großen Fliegen und das Summen vom Chinin verwechseln, das kann mal vorkommen... Aber die Hyänen, die brüllen vor Lachen... Sie riechen Menschenfleisch... Und da lachen sie! Die können's gar nicht erwarten, daß man krepiert!... Angeblich kann man sogar ihre Augen leuchten sehen... Sie fressen gerne Aas... Ich habe ihnen nicht in die Augen geschaut... Gewissermaßen tut's mir sogar leid.. .»

«Hier ist's ja wirklich lustig», habe ich gesagt.

Aber das war offenbar noch nicht das ganze Nachtleben.

«Dann ist noch das Dorf da in der Nähe», fuhr er fort, «keine hundert Neger wohnen da, aber sie machen einen Krach wie zehntausend, die Halunken!... Da werden Sie was erleben! Wenn Sie am Ende wegen der Tam-Tams hergekommen sind, da sind Sie hier gerade recht. Manchmal ist es, weil der Mond scheint, und dann wieder, weil er nicht scheint... und dann wieder, weil sie darauf warten, daß er scheinen soll... Irgendeinen Grund haben sie immer. Man möchte wirklich glauben, daß sie das mit den Viechern verabredet haben, um einem das Leben sauer zu machen, die Viechskerle, diel Es ist zum Ausderhautfahren! Wenn ich nicht so müde wär', würde ich sie alle miteinander abmurksen!... So stopfe ich mir halt Watte in die Ohren ... Solang ich noch Vaseline in der Hausapotheke hatte, hab' ich mir welches auf die Watte getan, aber jetzt nehme ich statt dessen Bananenfett, und das ist auch ganz gut... Dann sollen sie nur ihren Höllenspektakel machen, die Schweinehunde, wenn das sie freut! Ich pfeif' drauf, wenn ich gefettete Watte in den Ohren habe... Ich höre gar nichts mehr... Wissen Sie, die Neger, das haben Sie bald heraus, die sind schon halb krepiert und halb verwest! ... Bei Tage hocken sie herum, und man glaubt, sie sind nicht imstande aufzustehen und einen Baum anzupissen, und sobald es dann finster wird, haste nicht gesehen! Dann sind sie auf einmal geil! Nervös! Hysterisch! Wild gewordene Stücke Finsternis, das sind sie, ich versichere Sie! Eine widerwärtige Gesellschaft!... Ganz verkommen offenbar!»   - (reise)

Urwald (2)    Ein afrikanischer Urwald ist ein geheimnisvoller Aufenthalt. Man reitet in die Tiefe eines alten Gobelins, der an manchen Stellen verblaßt, an anderen vom Alter gedunkelt, aber wunderbar reich an grünen Farbtönen ist. Den Himmel sieht man da drinnen nicht, wohl aber spielt das Sonnenlicht, das durch das Laub einiallt, auf mannigfache, seltsame Art im Gezweig. Die grauen Flechten, die wie lange Bärte an den Bäumen niederwallen, und die Schlingpflanzen, die allenthalben herabhängen, schaffen eine lauschige, verwunschene Stimmung im Urwald. Ich ritt dort öfters mit Farah an Sonntagen, wenn es auf der Farm nichts zu tun gab, hügelauf und -ab und quer über die kleinen gewundenen Waldbäche. Die Luft im Wald war kühl wie rieselndes Wasser und voll vom Duft der Pflanzen; in der beginnenden Regenzeit, wenn die Schlingpflanzen blühten, ritt man durch Wolken und aber Wolken von Wohlgerüchen. Eine afrikanische Gattung des wilden Seidelbastes, mit kleinen kremfarbigen klebrigen Blüten, strömte einen berauschenden Duft aus wie Flieder oder wilde Maiglöckchen. Hie und da sah man ausgehöhlte Knubben an ledernen Riemen im Geäst schweben; die Kikuju hängten sie auf, damit die wilden Bienen darin nisten und Honig sammeln sollten. Einmal, als wir um ein Waldstück bogen, sahen wir einen Leoparden auf dem Wege sitzen, wie eingewoben in einen Teppich.   - (blix2)

Urwald (3)

Urwald (4)  Wenige Schritte von der Strasse entfernt habe ich die Orientierung verloren.

Fledermäuse mit winzigen Schweinsköpfen hängen kopfunter am Bambus.

Sie entflattern nicht - sie entschweben rasend schnell. Bambushülsen wie Dokumente. Schwarzgrüner Bambus mit bleichen Barten. Die roten Jugendstilornamente der Muskatblüte auf Morast. Strümpfe, Dessous wie von Ermordeten. Batzen, nougatartig, der Termiten. Zerbröckelnde Ballen von Insektenwohnungen. Likörglaspilze.

Die sich selbst zerfressende Fülle. Ich gebe im Fluss, bis ich die Chaussee kreuze.  - (xan)

 

Wald

 

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