nbeweglichkeit  Ich dachte schon, meine Gefühle seien vollkommen abgestumpft, doch als ich an Deck war, fiel mir alles ebenso schwer wie eh und je. Das Schiff war so hautnah in die undurchdringliche Finsternis eingehüllt, daß es einem vorkam, man fasse, wenn man die Hand über Bord hielt, in eine unirdische Substanz. Es wirkte alles unsagbar geheimnisvoll und unbeschreiblich grauenhaft. Der matte Schein der wenigen Sterne über uns fiel nur auf das Schiff, ohne den geringsten Schimmer auf dem Wasser zu reflektieren. In einzelnen Strahlen drang ihr Licht durch eine Atmosphäre, die sich in Ruß verwandelt hatte. Noch nie hatte ich eine solche Erscheinung erlebt, die durch nichts verriet, aus welcher Richtung der Wettersturz kommen würde; es war, als würde man von allen Seiten von einer drohenden Gefahr eingekreist.

Am Ruder stand immer noch niemand. Die Unbeweglichkeit aller Dinge war vollkommen. Wenn die Luft schwarz geworden war, dann konnte die See sich ebensogut in eine feste Masse verwandelt haben. Es hatte keinen Sinn mehr, nach irgendeinem Zeichen Ausschau zu halten oder darüber nachzugrübeln, wie nahe wohl der kritische Augenblick sei. Wenn es soweit sein würde, dann würde schon die Finsternis das bißchen Sternenlicht, das noch auf das Schiff fiel, verhüllen, und das Ende aller Dinge würde kommen, ohne einen Seufzer, ohne eine Regung oder irgendeinen Laut, und unsere Herzen würden aufhören zu schlagen, wie Uhren, deren Werk abgelaufen ist.

Es war einfach nicht möglich, dieses Gefühl des nahenden Endes abzuschütteln. Die innere Ruhe, die jetzt über mich kam, war schon ein Vorgeschmack des völligen Zunichtewerdens. Sie gewährte mir einen gewissen Trost, als habe sich meine Seele plötzlich mit einer Ewigkeit lichtloser Stille abgefunden. - Joseph Conrad, Die Schattenlinie. Frankfurt am Main 1973 (Fischer Tb. 1355, zuerst 1917)

Unbeweglichkeit (2) In dicken, starken Thürmen, Pforten, Blockhäusern, Gewölben, Kellern, oder sonst tiefen Gräben sind gemeinlich die Gefängnisse. In denselbigen sind entweder grosse, dicke Hölzer, zwei oder drei übereinander, dass sie auf und nieder gehen an einem Pfahl oder Schrauben: durch dieselben sind Löcher, gemacht, dass Arme und Beine darin liegen können. Wenn nun Gefangene vorhanden habet oder schraubet man die Hölzer auf, die Gefangenen müssen auf ein Klotz, Steine oder Erden niedersitzen, die Beine in die untern, die Arme in die obern Löcher tegen. Dann lässet man die Hölzer wieder fest aufeinander gehen, verschraubt, keilt und verschliesst sie auf das härtest, dass die Gefangen Weder Bein noch Arme notdürftig gebrauchen oder regen können. Das heisst in Stock liegen oder sitzen. Etliche haben große eisern oder hölzern Kreuz, daran sie die Gefangen mit dem Hals, Rücken, Arm und Beinen anfesseln, dass sie stets und immerhin entweder stehen oder liegen oder hangen müssen, nach Gelegenheit der Kreuze, daran sie geheftet sind. Etliche haben starke eiserne Stäbe, fünf, sechs oder sieben Vierteil an der Ellen lang. dran beiden Enden eisen Banden seynd, darin verschliessen sie die Gefangen an den Armen, hinter den Händen. Dann haben die Stäbe in der Mitte grosse Ketten in der Mauern angegossen dass die Leute stäts in einem Läger bleiben müssen.

Etliche machen ihnen noch dazu grosse, schwere Eisen an die Füsse, dass sie sich weder ausstrecken noch an sich ziehen können. Etliche haben enge Löcher in den Mauern, darinn ein Mensch kaum sitzen, liegen oder stehen kann, darinn verschliessen sie die Leute ohn-gebunden mit eisernen Türen, dass sie sich nicht wenden oder umkehren mögen. Etliche haben fünfzehn, zwanzig, dreissig Klafter tiefe Gruben, wie Brunnen oder Keller aufs allerstärkste gemauert, oben im Gewölbe mit engen Löchern und starken Türen oder Gerembsten, dadurch lassen sie die Gefangenen, welche an ihren Leibern sonst nicht weiter gebunden, mit Stricken hinunter, und ziehen sie, wenn sie wüllen, also wieder heraus. - Prätorius in  "Von Zauberei und Zauberern", nach (hel)

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