Totenstille   Ringsum Totenstille, eine so große Stille, daß sie, wie sich ein Schriftsteller ausgedrückt hat, sogar in den Ohren dröhnt.

Langsam geht die Zeit, die Mondflecken auf dem Fensterbrett verändern ihre Lage nicht, als seien sie erstarrt... Die Morgendämmerung ist noch fern.

Aber da knarrt die Pforte im Palisadenzaun, jemand schleicht vorsichtig heran, reißt einen Zweig von einem der mageren Bäume und klopft behutsam an mein Fenster.

»Nikolai Stepanytsch!« höre ich flüstern. »Nikolai Stepanytsch!« Ich öffne das Fenster, und mir ist dabei, als sähe ich einen Traum: dicht an die Wand gepreßt, steht unter dem Fenster eine Frau in schwarzem Gewande, grell vom Mond beleuchtet, und blickt mich mit großen Augen an. Ihr Antlitz ist bleich und streng, es wirkt im Mondlicht phantastisch, fast, als wäre es aus Marmor, ihr Kinn bebt. »Ich bin es...«, sagt sie. »Ich... Katja!«

Im Mondlicht scheinen alle Frauenaugen größer und dunkler zu sein, die Menschen wirken höher und blasser.   - Anton Tschechow, Eine langweilige Geschichte. Nach (tsch)

 

Tote Stille

 

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