Stirnfalte (2, teuflische) Im
Jahre 1904 wollte auch ich m einer phantastischen Erzählung mit dem Titel Der
Dämon sagte zu mir den Teufel in menschlicher Erscheinung
beschreiben. „Der Dämon, wenigstens wie er mir bis jetzt erschien, ist eine
außergewöhnliche Gestalt, Er ist groß und sehr blaß: auch ist er ziemlich jung,
aber von einer Jugend, die sich zu sehr ausgelebt
hat und trostloser ist als das Alter. Sein sehr bleiches und längliches Gesicht
hat nichts Besonderes außer dem dünnen und festgeschlossenen Mund und einer
einzigen sehr tiefen Falte, die über den Augenbrauen senkrecht nach oben läuft
und sich im Haaransatz verliert. Ich konnte noch nicht erkennen, welche Augenfarbe
er hat, denn ich konnte ihn nie länger als einen Augenblick sehen. Auch kenne
ich die Farbe seiner Haare nicht, denn eine große Seidenmütze, die er nie abnimmt,
bedeckt sie vollständig. Er kleidet sich anständig in schwarz und trägt an den
Händen immer tadellose Handschuhe." - Giovanni Papini, Der Teufel.
Anmerkung für eine zukünftige Teufelslehre. Stuttgart 1955
Stirnfalten (3, physiognomisch) Schon
die älteren Physiognomen haben über diese äußere Zeichensprache manche Beobachtung
und manche Erkenntniß aufbehalten und überliefert. - Schon bei Porta
kommtviel über die Linien und Furchen der Stirnhaut vor, uerst über die frons
caperata (gerunzelte Stirn), ein Ausdruck, den die Römer mit seltsamer Rohigkeit
von den gleichsam mit Runzeln bedeckten Hörnern der Ziegen (caprae) hergenommen
hatten, und von welchen er sagt, "qui talem habuerint, cogitabundos
judica", es sei die Stirn des Denkers. Dann spricht er von den in der
Mitte zusammengezogenen Falten, welche den Zornmüthigen bezeichnen, von der
glatten Stirn, welche den Sorglosen, und dann, wenn
die Haut trocken und gespannt sei, den Zanksüchtigen ankündige u.s.w. Lavater
erklärt gerade, parallele, nicht zu tiefe, oder gebrochene Stirnfalten für Zeichen
von Geradsinnigkeit und Verstand, verworrene, stark gegrabene, gegeneinander
streitende Falten dagegen als Zeichen von Roheit und Verworrenheit des Charakters;
Stirnen, deren obere Hälfte mit merklichen, besonders zirkelbogigen Falten durchfurcht,
deren untere Hälfte flach und faltenlos ist, seien Zeichen von Dummheit.
- Carl Gustav Carus,
Symbolik der menschlichen Gestalt. Darmstadt 1962 (zuerst 1852)
Stirnfalte (4)
Stirnfalten (5, philosophische)
Auf einen Mops
Dies große Warnungsbild, das ich mit ihm verloren, So weit ich blicken kann, ersetzt ein anders nicht. Belehrender ward nie ein Sonderling geboren, Und keiner trug bei kürzern Ohren Ein philosophischer Gesicht. Zwar sah ich manche Stirn von Königsberg bis Leiden Mit diesem mystischen gelehrten Überzug: Doch sah ich keine je, die Runzeln so bescheiden Von allen Weisen zu beneiden, Als meines Hundes Stirne, trug. Er warf den hohen Ernst der kritischen Gebärde Nie auf ein Mitgeschöpf- nie außer sich herum. Der Schnarcher suchte nie, so weit ihn Gottes Erde Auch trug, daß er bewundert werde, Ein großer Auditorium. Nur still erbaut' er mich. Von seinem gelben Felle Blickt' ich gestärkter auf in die beblümte Flur; Mein krankes Auge stieg von seiner Lagerstelle Gemach vom Dunkeln in das Helle, Bis zu dem Lichtquell der Natur. Wenn er sich schüttelte, las ich in seinen Blicken Den herrlichen Beweis vortrefflich kommentiert, Den einst vom Übergang des Schmerzes zum Entzücken Aus gleicher Notdurft sich zu jucken, Der weise Sokrates geführt. Kein unbequemer Freund, kein Trunkenbold, kein Fresser In richtiger Mensur nicht stolz, nicht zu gemein, Schlief er sein Leben durch, und wahrlich desto besser! Er schläferte, wie ein Professor, Auch seinen klügern Nachbar ein. Wie hast, du guter Mops, nicht meiner Stirne Falten, Sah ich dem Grillenspiel der deinen zu, gegleicht! Gewarnter nun-durch .dich, frühzeitig .zu veralten, Sei immer dir mein Dank erhalten! Auch dir sei Gottes Erde leicht! - |
- August Moritz von Thümmel, nach
(arc)
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