tammtisch
Ein andermal wieder stritten sie sich über die Frage, welches Bier
in Böhmen das beste wäre, und einer meinte: das Protivíner, und ein anderer:
das Vodnaner Bier, und ein dritter: das Pilsner, und ein vierter: das Nymburker
und das Krusovicer, und so schrien sie wieder aufeinander ein, doch sie alle
mochten einander und schrien nur, damit was los war, um irgendwie den Abend
totzuschlagen... Und dann wieder mal beugte sich der Herr Stationsvorsteher
vor, wenn ich ihm das Bier hinstellte, und flüsterte, der Herr Tierarzt sei
bei den Damen von Rajský gesehen worden, mit der Jaruska sei er aufs Zimmer
gegangen, und der Herr Direktor der Bürgerschule flüsterte zurück, ja, er sei
dagewesen, aber nicht am Donnerstag, sondern schon am Mittwoch, und außerdem
nicht bei der Jaruska, sondern bei der Vlasta, und so unterhielten sie sich
erneut den ganzen Abend nur über die Fräuleins von Rajský, wer dagewesen sei
und wer nicht, und wenn ich das hörte, ihr ganzes Gerede, dann war mir egal,
ob draußen vor der Stadt eine Pappel und ein Steg oder ob dort ein Steg, aber
keine Pappel gewesen ist oder nur die Pappel, genauso egal, ob das Brániker
Bier besser ist als das Protivíner, ich wollte nichts sehen und nichts hören,
nur sehen und hören, wie es dort bei Rajský aussah. - Bohumil Hrabal, Ich habe den englischen König bedient.
Frankfurt am Main 1990 (zuerst 1971)
Stammtisch (2)
|
|