Wenn Wolfe sich amüsiert, verzieht er ein klein wenig die Mundwinkel; er selbst hält das für ein Lächeln. Zu einem schallenden Lachen schwingt er sich nur einmal im Jahr auf; ein Außenseiter würde Wolfes Lachen eher ein Schnauben nennen, aber Archie kann eins vom anderen unterscheiden.
Wenn er Schmerzen hat, verzerrt sich der eine Mundwinkel. Wenn er seine Zustimmung ausdrücken möchte, senkt er die Augenlider langsam und hebt sie wieder; zuweilen kratzt er sich auch am Ohr. Wenn Wolfes Augen weit geöffnet sind, bedeutet das, daß er desinteressiert, verärgert oder schläfrig ist; bei fast geschlossenen Augen ist er überwach, auf alles gefaßt und am gefährlichsten. Wenn Wolfe sich ernsthaft auf ein Problem konzentriert, stülpt er die Lippen vor und zurück, vor und zurück — eine völlig geräuschlose Prozedur, bei der ihn Archie nicht stören darf. Wenn Wolfe sich »von seinen Gefühlen überwältigen läßt«, (und das geschieht heutzutage höchstens in Archies Gegenwart), dann »pfeift er sich eins« — das heißt, er spitzt die Lippen und stößt Luft aus, ohne einen Laut von sich zu geben. Wolfe zieht häufig die Brauen hoch; gelegentlich vergißt er sich sogar so weit, daß er Archie zublinzelt. Selten — ganz selten — versteigt sich Wolfe dazu, symbolisch auszuspucken, wenn er etwas oder jemanden zutiefst verabscheut; Archie hat es während ihrer langjährigen Zusammenarbeit nur zweimal erlebt. Wolfe verfügt auch über eine sehr charakteristische Gebärdensprache:
Kneift er sich in die Nase, dann ist er überzeugt davon, daß irgendein Verbrecher im Begriff ist, sich bis auf die Knochen zu blamieren; reibt er sich die Nase, dann ist das ein Zeichen dafür, daß er mit sich zufrieden ist.
Wenn Wolfe den Kopf vier Zentimeter oder weniger neigt, dann ist das eine Verbeugung.
Wenn er mit den Achseln zuckt, was
er sehr oft tut, hebt er die Schultern um einen halben Zentimeter
und senkt sie wieder. Im Büro zeigt er sein Wohlbehagen, indem
er sich im Sessel zurücklehnt und die Finger über der Leibesmitte
verschränkt. Wenn Wolfe sich aufregt — »sprachlos vor Wut
ist« — malt er mit der Spitze seines rechten Zeigefingers Kringel
auf die Schreibtischplatte oder die polierte Armlehne seines
Sessels. Manchmal hebt er den Arm und dreht die Hand um; das
ist für ihn » eine ziemlich heftige Bewegung «. - William
S. Baring-Gould, Nero Wolfe, 35th Street West, New York City.
Berlin u.a. 1972 (Ullstein Buch 2861, zuerst 1969)
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