chlüsselkorb Einem alten Schlüsselkorb waren Weib und Kinder gestorben, der beklagte sich; ein Heuhaufe aber brachte ihm Geld und Kornzinsen. Der Schlüsselkorb wollte ins Kindbett kommen, da wurde in aller Eile das Nudelbrett zum Gevatter gebeten, und da gebar er einen Stall voll guter fetter Schafe. Da freuten sich eine leere Tasche, ein Bettelsack, ein Bierkrug und eine Ofengabel in der Asche, die kamen alle zusammen mit ihren Gespielen gelaufen. Diese waren ein Dreifuß und ein Rost, ein Kesselring, eine Hechel, eine Armbrust und eine Krambude. Mit ihnen lief auch noch ein Sauerkrautfaß nebenbei, und ein Spatz, der vor Schreck einen jungen Hund heckte, wie er ein Storchennest sah, das in einer Mönchskutte auch mit herzusprang. Sie alle befragten sich bei einem alten Karren um Rat, wie sie alle Zeit in Freuden verharren sollten. Eine Kunkel und eine Haspel wurden da Gevatter, und alle saßen um das Feuer.
Zu dieser Gesellschaft kam eine leere Scheuer zu Gaste, und diese zu bewirten,
molk ein Kübel an einem dürren Lattenzaun. Ich stand nicht weit davon, da sah
ich, wie ein lahmer Mann drei Hasen nachlief und sie
alle drei fing; aber da kam ein ganz nackender Mann, der nahm dem Lahmen die
Hasen und steckte sie behende in seinen Busen. Das sah ein blinder Stummer,
der sagte es allen Leuten. Und ein Igel stach einen Bären, und eine Katze fing
Mäuse in einem Bach, und ein Kuchen schlug den Koch um die Ohren. Darob freuten
sich die Kessel, Töpfe und Pfannen, vor Freude tanzte eine alte Futterbank;
eine Kuh ging auf einem Seil über den Graben, ein Esel sprang vor Freuden deckenhoch;
dort tanzte ein großer Rappe daher, und ein Kalb, das blies die Rohrflöte. Man
sollte nicht meinen, daß ein Mann das gesehen und gehört hätte! - Ludwig
Bechstein, nach:
Lügenmärchen aus alter und neuer Zeit. Hg. Georg A. Narciß. Frankfurt am Main
1966 (Fischer-Tb. 744)
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