Roman, kleiner  Auf der Fahrt muß Clemens Brentano daran denken, daß vor Jahren Sophie, damals noch die Gattin Mereaus, mit einem Liebhaber denselben Weg nach Berlin gefahren war und auf der Reise in einer Stube mit ihm geschlafen hatte. Während er von Eifersuchtsgedanken gepeinigt wird — ,,es ist, als könntest Du mich betrügen", schreibt er ihr am 9. November —, träumt sie zu Hause öfters, daB er ihr untreu sei und mit schönen Frauen sehr interessante kleine Romane spiele.

Er versichert ihr, daß das, was sie von ihm geträumt, nicht zutreffe. „Ich sehe wohl vielerlei Weiber, aber Du trittst allen ins Licht, ich erkenne keine Seele vor der Deinigen, die Begierde, Dich zu küssen, an mein Herz zu drücken, ist so unendlich groB, daß ich nichts sehe."

So ganz scheint Sophie allen Frauen nicht ins Licht getreten zu sein, denn Clemens schreibt, als er von Berlin fort ist, an Arnim: „Und vor allem grüße mir die Pistor. Sage ihr, wenn ich meine Frau nicht wenigstens ein Viertel so liebenswürdig wiederfände, als ich die Pistor verlassen, so käme ich wieder nach Beriin und ging' in ihren Keller, um in die verbotnen Äpfel zu beißen."  In einem anderen Brief wünscht er ihr, „sie soll lauter Liebhaber haben, die besser sind als ich", worauf ihm Arnim antwortet: „Hätt ich der Pistor alles bestellt, was Du mir aufgetragen, wer weiß das Unglück! Du hast eine Leidenschaft, Dich vermissen zu lassen, Du schreibst ihr mehr Schönes, als Du ihr je gesagt." Und nach einigen Wochen läßt er Lotte Pistor durch Arnim sagen, er denke sehr oft an sie und habe geträumt, daß er ihre Hand geküßt habe.

Sophie war damals in gesegneten Umständen; das zweite, im Mai 1805 geborene Kind blieb wie das erste nicht lange am Leben, bei der Geburt des dritten starb Sophie. „Lebt mein Kind?" waren ihre letzten Worte. Nach noch nicht zehn Monaten schloß Clemens eine neue Ehe mit Auguste Busmann.  - Nach (je)

 

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