oman, richtiger  Möge er kommen, der Romanschriftsteller, der uns den Liebhaber und Poeten, Fürst Wronsky zeigt, wie er Bauchgrimmen hat und sich nun blaß und schwitzend standhaft zu halten versucht, während Anna ihm von ihrer ewigen Leidenschaft erzählt. Und er hebt einen Fuß, um sich zurückzuhalten. Und da sie sich wundert, erklärt er ihr, daß er ein wenig norwegische Gymnastik treibt! Und dann hält er es nicht mehr aus, und er bittet seine Heißgeliebte, ihn einen Augenblick allein zu lassen, denn er muß ein Gedicht in Versen schreiben! Und im parfümierten Arbeitszimmer allein gelassen, sitzt er in der Falle! Er wagt es nicht, auf das gewohnte Örtchen zu gehen, denn die süße Anna sitzt im Vorzimmer! Darauf schließt sich Fürst Wronsky ein, nimmt eine Melone, was ein runder Hut ist, und kauert sich hin wie Rebecca, meine Frau, die nicht vorgibt, ein Geschöpf der Kunst und der Schönheit zu sein! Und plötzlich kommt der Ehemann der Ehebrecherin, Herr Karenin, der die Haustür eingetreten hat! Und darauf sagt die leidenschaftliche Anna zu ihm, daß sie nichts mehr von ihm wissen will, daß Fürst Wronsky und sie ein Orkan sind, und daß er, Karenin, ein widerlicher und unpoetischer Ehemann ist! ›Fürst Wronsky‹, ruft sie, ›hat mir die Tore des Himmelreichs geöffnet! O du Hund von einem Ehemann, o Gelber, o Sohn des Pantoffels und der Pampe, weißt du, was in diesem Augenblick mein Schatz, mein leidenschaftlicher Adler, tut? Er schreibt Verse!‹ Und Fürst Wronsky, der zuviel Melone gegessen und zuviel eisgekühltes Wasser getrunken hat, sitzt kauernd auf seiner Melone oder besser auf seinem Adjutantenkäppi und erleichtert sich dort und murmelt unendlich schwach und genüßlich den Namen seiner Mama! Vor dem Klavier kauernd, schlägt er auf die Tasten, und er spielt eine Noktambule von Chopin, um andere Geräusche zu überdecken! Das ist ein Roman nach meinem Herzen! Und der Ehemann, der arme Ehemann Karenin, geht fort. Und Anna klopft an und fragt: ›Lieber Fürst Wronsky, sind Sie fertig mit Schreiben?‹ Und der Fürst antwortet: ›Sofort, meine edle Taube, die Verse sind noch nicht fertig!‹ Und fünf Minuten danach sagt er zu ihr, sie solle ins Zimmer kommen, dessen Fenster weit offen steht. Und auf dem Boden ist kein Käppi mehr, denn er hat es im Bücherschrank eingeschlossen, dieser bezaubernde Liebhaber! Und auf dem Teppich hat er Parfüms ausgeschüttet! Und er sagt zu ihr: ›Ach, wie gut tut das doch, Kunst hervorzubringen !‹ - ›Ja, lieber Fürst!‹, antwortet die Ehebrecherin respektvoll, ›es muß wunderbar sein!‹ - ›Ja‹, ruft der Dichterfürst aus, ›es gibt Augenblicke, da muß es einfach heraus!‹ - (eisen)
 
 

Roman

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme