Präsident, schlafloser   Heute lese ich In der Zeitung, daß der Präsident der Vereinigten Staaten in der Nacht zum Samstag, dem Tag der Massendemonstration der amerikanischen Jugend gegen die Kambodscha-Invasion der USA, nicht schlafen konnte, um vier Uhr die vergebliche Bemühung um die Nachtruhe aufgab und seinen Kammerdiener Manolo Sachez rief, einen gebürtigen Kubaner, und fragte, ob er das Lincolndenkmal schon bei Nacht gesehen habe. Dieser verneinte, und sie gingen es anzusehen. Dann fuhr Nixon einem zweiten Einfall folgend auf den Capitolhügel und zeigte Manolo, der das Kongreßgebäude noch nie gesehen hatte, die leeren Hallen. Er las seinem Kammerdiener die dem Denkmal eingemeißelten Aussprüche des Präsidenten, der den Bürgerkrieg gewann, vor. Als er die Treppen wieder herunterstieg, traf er auf einige Studenten, zuerst waren es acht, dann wuchs die Gruppe auf 50 an. Es waren nette Kinder aus dem ganzen Land. Ich sagte ihnen, ich wisse, daß sie uns für einen Haufen von Schurken halten, daß sie den Krieg beenden wollen. Ich sagte, sie sollten versuchen zu verstehen, was wir tun. Sie konnten ihre Slogans herausschreien, das sei in Ordnung, aber sie sollen es friedlich tun.'Ich sagte ihnen, daß ich 1938/39 geglaubt hatte, Neville Chamberlain (zur Zeit des Münchener Abkommens) sei der größte Mann seiner Zeit und Churchill sei verrückt. Erst einige Jahre später begriff ich, daß Churchill recht hatte. Ich glaube nicht, daß ich damit durchkam. Ich versuchte, mich auf sie einzustellen. Ich sagte, sie sollten eine gute Zeit in Washington haben und nicht bitter fortgehen. Ich war sozusagen in meine eigenen College-Tage versetzt. Ich sprach von Japan. Ich versuchte ihnen klarzumachen, wie faszinierend Asien ist. Wie großartig das chinesische Volk ist, und daß ich aus ganzem Herzen dafür arbeite, daß sie einmal Gelegenheit haben, China kennen zu lernen. Ich erzählte von dem wunderbaren Volk von Indonesien. In Indien würden sie schmutzige Städte finden, aber sie sollten lieber das Volk sehen. Ich sagte, sie sollten in die Sowjetunion fahren und Sibirien ansehen. Beim Sonnenaufgang schloß er mit einigen bedauernden Worten über die Lage der Neger, Indianer und amerikanisch-mexikanischen Kalifornien ich fühle darüber ebenso tief wie ihr. Wenn jemand sagte, er sei aus Kalifornien, redete er vom Wellenreiten. Als wir ihm sagten, von welcher streikenden Universität wir kamen, redete er von deren Rugby-Team. Er stand neben Lincoln und sagte: Liebe Lesbierinnen und Lesbier - wert, ein Eingeborener denkt an dieser Stelle gar nicht mehr an seinen Zipfel, aber unsereiner denkt und denkt an die locker behaarte Scham, an die Grasinsel im Arbersee, unsereiner sammelt seine Augen wie zwei Hoden zusammen, der Blick steht darauf, unsereiner will zum Weltuntergang nicht in der Donau ersaufen.   - (acht)
 
 

Präsident Schlaflosigkeit

 

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