Pflaster (2)   Er eilte durch die gelbroten Lichtzirkel der Lampen, die sich beweglich über das Pflaster streuten. An vielen Stellen war dieses Pflaster uneben, es war aufgeworfen und aufgeheult, als stieße etwas von unten dagegen. Und oft glaubte er, daß sich jene Stellen über Nacht verändert hatten, so daß er immer wieder unvermutet ins Straucheln kam; und jedesmal, wenn seine Füße an den krummen Steinen hängenblieben, kam ihm ein seltsamer Satz in den Sinn: Ich muß nichts wissen von dem, was da unter mir liegt!   - Wolfgang Hilbig, Die Erinnerungen. In: W.H., Der Schlaf der Gerechten. Frankfurt am Main 2003

Pflaster (2) (2)    In Natchez, Louisiana, wurden wir von einer Insektenphalanx begrüßt, hinter der die örtlichen Fachkollegen sich nur mit Mühe bemerkbar machen konnten. Welche Pracht und Vielfalt beim Verlassen des Flugzeugs! Der Europäer mußte hier umdenken, war er doch gewohnt, mit Individuen umzugehen, mit Individuen von mäßiger Körpergröße. Hier aber kämpften sich Kolonnen von Dynastiden - jedes Exemplar fersengroß - über die Gangway herauf! Unten betraten wir dann, anstelle des üblichen Betonpfades, ein Pflaster von Käfern, die als Calosoma-Anen anzusprechen waren - Tiere mit salamanderhaft greller Rückenzeichnung - nicht unähnlich den Krawattenmustern unserer Gastgeber, die endlich durch heftiges Armeschwenken unsere Blicke auf sich zogen.

Nur eine kurze Strecke war vom Fuß der Gangway bis zu den Wagen zu gehen. Sie kostete uns Selbstüberwindung mit jedem Schritt. Der offenbare Überfluß konnte uns nicht abstumpfen. Das fortwährende Knirschen, Knacken und Splittern der unzähligen Chitinpanzer strapazierte die Nerven bis nahe der Zerreißgrenze.  - Walter E. Richartz, Der Lockstoff. In: W.E.R., Das Leben als Umweg. Zürich 1988

 

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