ferdeschlachthaus
Ich schlendere über den Viehhof. Er ist leblos leer, seltsam verödet.
Der weiße Schnee glitzert in Petrograds heller, kalter Sonne. Schwach
ausgetretene Pfade führen nach verschiedenen Seiten. Die gewaltigen
niedrigen Gebäude sind sauber gefegt und schweigen. Weit und breit kein
Mensch, keine Stimme, kein Grashälinchen auf dem Boden. Nur ein
Krähenschwarm kreist krächzend über den Stellen, wo einstmals Blut
dampfte und Innereien zuckten, die eben erst aufgehört hatten zu leben.
Ich suche das Pferdeschlachthaus, aber im Verlauf einer Viertelstunde finde ich auf den weitläufigen Höfen keine lebende Seele, die ich nach dem Weg fragen könnte. Endlich habe ich hingefundeii. Das Bild hat sich gewandelt. Hier ist nichts verödet. Im Gegenteil. Dutzende, Hunderte Pferde stehen mit gesenktem Kopf in den. Boxen. Sie dösen vor Ermattung, fressen ihren eigenen Kot und die Holz-pfähle der Gatter. Die Gatter sind jetzt mit Eisenschieiien beschlagen. Das ist geschehen, um die von den Pferden halbzerfressenen Pfähle vorrn endgültigen Verfall zu bewahren.
Von hungernden Tieren halbzerfressenes Holz — das ist das beutige Symbol, im Gegensatz zum früheren — den Broiizeochsen, die vor straffem, rotem, fettem Fleisch strotzten.
Dutzende Tataren sind mit dem Schlachten der Pferde
beschäftigt. Das ist eine rein tatarische Beschäftigung. Unsere
Schlächter, die ohne Arbeit dasitzen, konnten sich bis jetzt nicht dazu
entschließen. Sie bringen's nicht über sich, es drückt ihnen das Herz
ab.
Das aber bringt Schaden. Die Tataren sind für ihr Handwerk überhaupt
nicht ausgebildet. Nicht weniger als ein Viertel aller Haute müssen als
unbrauchbar weggeworfen werden — die Tataren wissen nicht, wie man sie
abzieht. Jetzt fehlen die alten Schlächter. Ich gehe mit dem Doktor an
den Gebäuden vorbei, in denen die Pferde geschlachtet werden. Die
Schlächter tragen die dampfenden, ausgeweideten Tiere vorüber, Pferde
stürzen auf Steinfußböden und sterben ohne ein Stöhnen. - (
babel
)
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