Obstsammeln  Es war das die Zeit gegenseitiger Enthüllungen, in der sie einander ihr Leben erzählten, einer den anderen ausfragte.

»Hast du dich einsam gefühlt?«

»Du fehltest mir!«

»Aber einsam gegenüber der sonstigen Welt?«

»Nein. Warum denn? Ich hatte immer etwas zu tun, was mich mit anderen zusammenbrachte: Ich pflückte Obst, stutzte die Bäume, trieb Philosophie mit dem Abbé, kämpfte mit den Piraten. Ist das nicht bei allen Menschen das gleiche?«

»Du allein bist so. Deshalb liebe ich dich.«

Doch der Baron hatte noch nicht entdeckt, was Viola von ihm hinnahm und was nicht. Zuweilen genügte eine Lappalie, ein Wort, ein Ton, den er anschlug, um ihren Zorn zu erregen. Beispielsweise sagte er: »Mit Gian dei Brughi las ich Romane, mit dem Cavaliere schmiedete ich Pläne für den Wasserbau .,.«

»Und mit mir?«

»Mit dir schlafe ich... Es ist wie das Baumstutzen, das Obstsammeln...«

Sie schwieg, versteinert. Sofort bemerkte Cosimo, daß er ihren Zorn erregt hatte: Ihre Augen waren auf einmal zu Eis geworden.   - Italo Calvino, Der Baron auf den Bäumen. München 1984 (zuerst 1957)

 

Obst Sammler

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme