berteufel  Als der Oberteufel sah, daß ich  wieder da war, rief er all seine Hunde und befahl, sobald sie mich hereingezogen hätten, das Tor zu schließen, damit ich nicht nochmals Streit anfangen könnte. Als sie gerade dabei waren, das Tor zu schließen, fand ich draußen in einer Ecke einen eisernen Dreschflegel. Und wie sie mich nun hineinzerrten, schlug ich zu und prügelte sie alle zusammen in einen kleinen Winkel hinein. Dann ging ich auf den Oberteufel los, der im Stuhl festgeklemmt war. Und während ich ihn verdrosch, sagte er, ich sollte ihn anhören, er würde mir verraten, wo sich meine Hafermiete befände. Ich erklärte ihm, wenn er es mir nicht in einer Minute sage, würde ich seine Knochen so fein zerstampft zurücklassen wie Mehlstaub einer Mühle. Da es dem Teufel eilig war, mich aus seiner Hölle loszuwerden, teilte er mir mit, die Hafermiete habe Sankt Peter im Paradiesgarten.

Ich zog dem Teufel zum Abschied noch eins über und verlieh ihm den Dreschflegel als Zepter seiner Herrschaft, damit er die Hunde bändigen konnte.  - (ir)

Oberteufel (2) Der Höllenkönig, der Feind aller Lebenden, ging eines Tages in seine Amtshalle und sah das Buch des Lebens und des Todes durch. Dabei stieß er auf den Namen von Liu Örl dem Unsterblichen und gab zwei Teufeln den Befehl, ihn zu holen.

Die beiden Teufel suchten überall und brauchten länger als einen Tag, ehe sie das Haus gefunden hatten, in dem Liu Örl der Unsterbliche wohnte. Sie klopften an die Tür und riefen: »Liu Örl, der Höllenkönig hat dich zu sich befohlen!«

Liu Örl der Unsterbliche wußte längst, daß von den vier Oberteufeln des Höllenkönigs zwei tranken und zwei schlimme Augen hatten. Als er jetzt im Bett lag und die Säuferstimmen an der Tür hörte, wußte er, daß es die beiden Trinker waren, die draußen standen. Schnell stand er auf, rückte einen Kübel voll Wasser in die Zimmer-mitte, stieß mit einem Stock ein großes Loch durchs Dach und goß eine halbe Flasche alten Wein auf den Fußboden. Dann erst sagte er träge: »Ich habe eine Gewohnheit, die ich unverändert beibehalte. Immer, wenn es Winter wird, sperre ich die Tür zu und stelle mir ein paar Krüge alten Wein ins Haus. Dann trinke ich von früh bis spät. Mit meinem Wein ist es so: Wenn man daran riecht, steht man gleich vorm Himmelstor, und wenn man ein Schäl-chen davon trinkt, wird der Körper schwebeleicht. Des­halb gehe ich immer durch das ›Himmelstor‹ im Dach ein und aus. Gestern abend war mir so froh zumute, da habe ich ein paar Schälchen mehr getrunken und bin betrunken umgefallen. Ich habe bis eben geschlafen und bin noch nicht aufgestanden.«

Als die beiden Teufel hörten, was Liu Örl der Unsterbliche von dem Wein erzählte, lief ihnen das Wasser im Mund zusammen. Sie stiegen schnell aufs Dach, und als sie durchs ›Himmelstor‹ schauten, schlug ihnen der Weindunst entgegen. »Liu Örl«, sagten sie, »wenn du zu betrunken bist, um aufzustehen, warten wir ein Weilchen.« Liu Örl der Unsterbliche wußte, daß der Weingeruch schon seine Wirkung getan hatte, und sagte: »Danke! Aber draußen ist es so kalt, kommt doch durchs ›Himmelstor‹ herein. Ich habe noch einige Krüge Wein übrig, ihr könnt ein paar Schluck davon trinken, um euch aufzuwärmen!«

Als die beiden Teufel hörten, daß sie zum Weintrinken eingeladen wurden, zwängten sie sich schnell durchs ›Himmelstor‹, und schon plumpste der erste in den Wasserkübel.

Liu Örl der Unsterbliche hatte Angst, der Teufel auf dem Dach könnte das Plätschern gehört haben und Verdacht schöpfen, darum sagte er laut: »Nicht so hastig! Warte, bis ich dir den Krug aufmache, du hast ja den ganzen Kübel umgeworfen!« Als das der Teufel auf dem Dach hörte, glaubte er wirklich, der andere sei schon beim Trinken. »Trink nicht alles aus, Kamerad! Laß mir auch etwas übrig!« rief er und ließ sich fallen. Plumps, lag auch er im Wasserkübel.

»Auf dich habe ich nur gewartet«, sagte Liu Örl der Unsterbliche, nahm schnell einen großen Deckel und machte den Wasserkübel zu. Dann legte er einen schweren Stein darauf. Die beiden Teufel zappelten eine halbe Ewigkeit im Wasserkübel herum, aber sie kamen nicht heraus. Ein Weilchen später war alles still. Als Liu Örl der Unsterbliche den Deckel aufmachte, lagen die beiden Teufel zusammengekrümmt im Wasserkübel und waren ertrunken.

Als der Höllenkönig merkte, daß die beiden Teufel nach zwei oder drei Tagen immer noch nicht zurück waren, begann er mißtrauisch zu werden. Da sagten die beiden Teufel mit den entzündeten Augen: »Großer König! Wer weiß, wo die beiden anderen stecken und Wein trinken! Ihren Auftrag haben sie sicher längst vergessen. Laß am besten uns beide gehen!«

Diese beiden Teufel hatten ständig entzündete Augen, weil sie dem Höllenkönig treu dienten und Tag und Nacht vor seinem Palast auf Wache standen. Nachdem Liu Örl der Unsterbliche die beiden Trunkenbolde von Teufeln umgebracht hatte, wußte er, daß der Höllenkönig die beiden Teufel mit den entzündeten Augen schicken würde. Darum suchte er sich einen kleinen Topf und eine Schaufel und machte Pulver aus scharfem Paprika zurecht.  - Chinesische Märchen. Hg. und Übs. Rainer Schwarz. Frankfurt am Main 1981

 

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