Mund, redseliger  »Da haben wir's, sehen Sie! Ich bin womöglich der einzige Mann in Glastonbury, der für echte Freiheit kämpft - was natürlich ein freiwilliger Zusammenschluß freier Geister zum Genuß des idealen Lebens heißt—, doch Frauen verstehen solche Sachen viel besser. Meine Mutter, die hat...«

Miss Crow blickte ihn überrascht an. Da hatte sich in seinen geziert wohlerzogenen Tonfall die Schwingung einer solch echten Empfindung geschlichen, daß sie verblüfft war. Sie wiederholte ihr Zungenschnalzen nicht. Sie ließ ihren Regenschirm in Ruhe, den Griff zwischen ihren Knien. Sie vergaß ihr schlimmes Herzklopfen.

»Ihre Mutter hat?«

»Hat mich gelehrt, was Freiheit wirklich bedeutet. Hat mich zum Anarchisten gemacht, Lady!«

»Aber Sie wollen doch nicht sagen...«

»Halt, Miss Crow! Ich weiß, was jetzt kommt! Sie werden übers Bombenlegen und das Morden unschuldiger Menschen reden. Nein, nein. Meine Mutter hat mir nicht das Bombenlegen beigebracht. Sie hat mich gelehrt - was jede Frau im Herzen weiß! -, daß all diese von Männern geschaffenen Einrichtungen sich dem wirklichen Leben in den Weg stellen und nichts damit zu tun haben. Der Polizist in unserem Denken, Miss Crow, hält uns alle davon ab, wir selbst zu sein und andere Leute sie selbst sein zu lassen.«

Er hielt inne, um Luft zu holen, und stellte fest, daß er mit seiner freien rechten Hand Miss Crow ganz wild vor dem Gesicht herumfuchtelte und daß Miss Crow fest die Augen geschlossen hatte, als ob sie gerade schampooniert würde, und daß er in seinem Eifer tatsächlich ein kleines Kügelchen Speichel ausgestoßen hatte, das nun an der schwarzen Rüsche auf Miss Crows mütterlichem, aber jungfräulichen Busen haftete.

Um diesen anarchistischen Speichel schwebte, vom Menschengcruch angezogen und vielleicht davon träumend, daß eben wieder einer der althergebrachten Markttage in Glastonbury auflebte, mit pulsierendem und schwellenden Verlangen eine winzige gelbliche Fliege.

Paul Trent zog sein elegantes Taschentuch aus der Brusttasche und wischte sich damit über die Stirn. Dann zögerte er eine Weile. Er hätte liebend gern jenes Bläschen aus seinem zu redseligen Mund, das immer noch ärgerlich vom Busen der Dame abstach, weggewischt, aber er hatte schlichtweg nicht den Mut, ein solches Wagnis einzugehen. Es ist leichter, sich gegen die ganze Gesellschaft zu stellen, als gegen ein bißchen Anstand zu verstoßen.   - (cowp)

Mund


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