ondwesen Bevor
noch der Morgen richtig angebrochen war, gelangten viele der anderen Wesen nach
P. hinunter. Der Mond, dessen Schein die ganze Nacht unermüdlich auf die stillen
Häuser und in die engen Gassen geleuchtet hatte, war wie gesagt untergegangen,
im Westen hing indessen noch eine Spur von seiner Helligkeit, der Morgen begann
gerade erst zu grauen. Zur Stunde, da die Träume die Zukunft vorauszusagen pflegen,
überfielen die Mondwesen das Dorf, zogen lautlos durch die Gassen, schlängelten
sich in dunkle Winkel, tanzten umher und drangen wohl auch in die verriegelten
Häuser ein. Das Getrappel ihrer Füße war wie ein gedämpftes Echo zu vernehmen,
man hörte es nur im eigenen Traum; die Schläfer hoben kurz den Kopf vom Kissen,
horchten auf die Geräusche aus einer anderen Welt, manche schlugen das Kreuz,
dann fielen sie in einen schweren Schlaf zurück. »Ich hab geträumt, ich hab
geträumt«, tuschelten am Morgen die fünfzehnjährigen Mädchen ihren Freundinnen
zu.
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Tommaso Landolfi, Der Mondstein. Zürich 1995 (zuerst 1972)
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