ERDE UND MOND
Ich weile bei dem durchsichtigen kleinen Menschen, der Schwalbeneier
ißt. Ich weile bei dem nackten Kinde, das Brooklyns Trunkenbolde
niedertreten, bei jenen schweigenden Geschöpfen, die durch die
Bögen streichen. Mit des Geäders Rinnsal voller Sehnsucht seine
Händchen aufzumachen.
Nichts als nur Erde. Erde. Erde für die erschreckten Tücher, für
den so fehlerhaften Wolkenblick, für die ganz frischen Wunden
und den Gedanken, der noch feucht, Erde für alles, was sich vor
der Erde flüchtet.
Nicht ist es der verbrannten Dinge Asche in der Luft, die
Toten sind es nicht, die ihre Zungen rühren unter Bäumen. Die
nackte Erde ist es, die am Himmel blökt und hinter sich die leichten
Gruppen läßt der Wale.
Es ist die frohgemute Erde, die unerschütterliche Schwimmerin, die
ich im Kinde und in den Geschöpfen finde, die durch die Bögen gehn. Es
lebe meines Pulsschlags und des Farnblattanzes Erde, die manchmal
in der Luft ein hartes Pharaoprofil zurückläßt!
Ich welle bei der kalten Frau, an der die unschuldsvollen
Moose sich verbrennen; ich weile bei den Trunkenen von Brooklyn, die
niedertreten das entblößte Kind; ich weile bei den ausgefetzten
Zeichen der trägen Schmauserei der Bären.
Dann aber kommt der sehr geschwinde Mond herab die Stufen und
macht zu Himmelswachstuch und empfindsam-weichem Talk die Städte und
füllt die ungewundne Ebene mit Marmorfüßen und übergeht, unter
den Sitzen, ein winziges Wattebauschgelächter.
O Diana, Diana, leere Diana! Zurückgeworfner konvexer Hall,
daran die Biene irr wird. Mein Lieben — Zufall, Durchgang, langer
Tod, der ausgekostet, doch nie die wohlbehaltne Haut deiner
geflohnen Nacktheit.
's ist Erde, Allmächtiger!, Erde, was ich immer suche. Umschlag
des Horizontes, Puls und Grabstatt. Ist Schmerz, der endet,
und Liebe, welche sich verzehrt, ein Turm aus offnem Blute mit
verbrannten Händen.
Doch stieg die Stufen auf und ab der Mond und streute in die
Augen blutleere Glimmerplättchen und gab den Kindern auf den
Hafendämmen Silberbesenschläge und löschte, wo das Ende ist der
Luft, meine Erscheinung.
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