eermann An einer klaren Quelle, zu der Frauen aus einem Städtchen häufig, um Wasser zu holen, kamen, habe ein Triton oder Meermensch in einer Höhle, die er dort zufällig gefunden hatte, gelauert, ob er einmal eine Frau erspähe, die allein zum Wasser komme oder am Strande entlanggehe. Dann sei er gewöhnlich unhörbar mit leisen Schritten aus den Wellen oder aus der Höhle herausgerannt, habe die Frau von hinten angesprungen, mit tückischem Griff gepackt, gewaltsam festgehalten, sie, um sie zu vergewaltigen, ans Meer geschleift und schließlich unter Wasser gezogen. Als das bei den Bewohnern der Gegend ruchbar wurde, hätten sie das Ungeheuer aufmerksam beobachtet, ünd nachdem sie ihm eine Zeitlang Fallen gestellt hätten, sei es kurz darauf durch List gefangen und mit Stricken gefesselt worden. Da es jedoch Speise ablehnte, habe es außerhalb des Wassers nicht länger leben können und sei schließlich vor Kummer und Abscheu dahingesiecht.
Es geht das Gerücht, daß die Tritonen sinnlich und weibstoll seien (venereos
& flagrantissime mulierum amasios); deswegen hätten die Einwohner der Stadt
durch einen Erlaß verboten, daß fürderhin eine Frau zu der Quelle gehe, es sei
denn in Begleitung von Männern. Dies und derartiges mehr haben wir sehr oft
von Männern vernommen, die verschiedene Meere durchquerten und solche Ungeheuer
im ruhigen Wasser spielen sahen, sowie auch berichteten, daß diese den Seeleuten
mit aus dem Wasser herausgestreckten Köpfen entgegengeschwommen seien und jene
ihre Stimmen gehört hätten.
- Aus: Klaus J. Heinisch, Der Wassermensch. Stuttgart 1981 (Klett-Cotta)
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