In der Capelle des Stadtgefängnisses, das, wie ich schon oben erwähnte, auf
den Ruinen des Inca-Palastes gebaut ist, wird Leichtgläubigen mit Schauder der
Stein gezeigt, auf dem »unauslöschliche Blutflecke« zu sehen sind. Es ist eine
12 Fuß lange, sehr dünne Platte, die vor dem Altar liegt, wahrscheinlich dem
Porphyr oder Trachyt der Umgegend entnommen. Eine genaue Untersuchung durch
Abschlagen wird nicht gestattet. Die berufenen drei oder vier Flecken scheinen
hornblend- oder pyroxenreiche Zusammenziehungen in der Grundmasse der Gebirgsart
zu sein. Der Licentiat Fernando Montesinos, ob er gleich kaum hundert Jahre
nach der Einnahme von Caxamarca Peru besuchte, verbreitet schon die Fabel: Atahuallpa
sei in dem Gefängniß enthauptet worden, und man sehe noch Blutspuren auf einem
Steine, auf dem die Hinrichtung geschehen sei. Unbestreitbar ist es und durch
viele Augenzeugen bewährt, daß der betrogene Inca sich willig, unter dem Namen
Juan de Atahuallpa, von seinem schändlichen, fanatischen Verfolger (dem Dominicaner-Mönch
Vicente de Valverde) taufen ließ, um nicht lebendig verbrannt zu werden. Strangulation
(el garrote} machte seinem Leben ein Ende, öffentlich unter freiem Himmel. - Alexander
von Humboldt, Ansichten der Natur. Nördlingen 1986 (Die Andere Bibliothek 17,
zuerst 1807)
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