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Sallust, Verschwörung des Catilina (zuerst ca. 40 v. u. Z.)
Erwürgen (2) Jetzt kam es. Ich konnte spüren, wie es mir wie ein heißer Strom durch die Adern schoß.
»Ich werde Ihnen etwas nehmen, was ich Ihnen nicht mehr zurückgeben kann: Ihr Leben.«
Ich stürzte mich mit beiden Armen auf ihn. Ich drehte seinen Hals gleichzeitig in zwei Richtungen. Er schien aus Schichten zu bestehen. Die oberste Schicht, die Haut, bewegte sich in die eine Richtung; die Muskeln darunter in die andere. Es war nur ein Quietschen zu hören; das Echo eines erstickten Aufschreis.
Danach hörte man nicht mehr viel; nur das Rascheln seines Bettzeugs. Es klang, als hätte er einen sehr unruhigen Schlaf. Er zappelte hin und her; dann fuhren seine Beine in die Höhe und hoben die Bettdecke wie ein Zelt. Nach einer Weile fielen sie wieder herunter, und das Zelt stürzte ein. Dann ging es wieder hin und her. Danach fuhren seine Beine erneut in die Höhe, fast wie bei einer Gymnastikübung.
Ich erlebte diese paar Sekunden ganz bewußt. Ich konnte sogar völlig nüchtern denken. An einige meiner Gedanken erinnere ich mich noch. »Wie lange es dauert, einen Menschen zu töten. Ewig. Wann stirbt er endlich? Stirb doch! Stirb doch! Stirb!« Und mit jedem »Stirb!« warf ich mich mit aller Kraft auf ihn, bis das Bett unter der Last knarrte. Bei jedem Stoß wurde seine Zunge sichtbar; es war fast, als arbeitete sie im Gegenrhythmus zu mir. Dann fuhr sie wieder zurück. Wie bei einem Spielzeug, bei dem man an einer bestimmten Stelle drücken mußte, um etwas in Gang zu setzen.
Im Licht der Nachttischlampe sah ich den Schatten meines Kopfes an der Wand.
Ich konnte sehen, wie er zitterte, kurz verschwand, wieder auftauchte und dann
wieder etwas zitterte. An der Wand konnte man nicht erkennen, was er tat. Der
Kopf sah aus wie der eines Mannes, der irgend etwas Anstrengendes, aber Harmloses
tut, vielleicht einen übervollen Koffer schließen. - Cornell Woolrich, Der schwarze Pfad.
Zürich 1988 (zuerst 1944)
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