eben, süßes   »Als das Land jung war, war ich hier; da das Land alt sein wird, werde ich noch hier sein. Ich kann nicht sterben, bis ich vom Schicksal getötet werde - denn niemand wagt mich zu erschlagen.«

»Dann werde ich dich erschlagen. Schau, Gagool, Mutter des Bösen, du bist so alt, daß du dein Leben nicht länger lieben kannst. Was kann das Leben für dich, für eine alte Hexe bedeuten, die keine Gestalt hat, keine Form, keine Haare, keine Zähne? Du besitzt nichts außer Verruchtheit und den bösen Blick. Wird es nicht ein Segen sein, ein Ende mit dir zu machen, Gagool?«

»Du Narr«, kreischte die alte Unholdin, »du verfluchter Narr! Glaubst du, das Leben ist nur für die Jugend süß? Da irrst du dich, und nichts weißt du vom Menschenherzen, was es denkt. Für die Jugend freilich ist der Tod zuweilen willkommen, denn die Jungen können empfinden. Sie lieben und trauern, und es quält sie, ihre Geliebten in das Land der Schatten gehen zu sehen. Aber die sehr alten empfinden nicht, sie lieben nicht, und ha! ha! sie lachen, wenn sie andere in die Dunkelheit gehen sehen; ha! ha! sie lachen, wenn sie das Böse sehen, das unter den Sternen getan wird. Alles, was sie lieben, ist das Leben, die warme, warme Sonne und die süße, süße Luft. Sie fürchten sich vor der Kälte, fürchten sich vor der Kälte und der Finsternis, ha! ha! ha!« und die alte Hexe wand sich in abstoßender Lustigkeit auf dem Erdboden. - Henry Rider Haggard, König Salomons Schatzkammer. Zürich 1982  (zuerst 1885)

Leben, süßes (2)  Gegen Mittag stieg Onkel Ubriaco aus dem Tümpel. Seine Augen waren noch wie zwei schöne blaue Fische; seine Haare trockneten in der Sonne zu flaumigen weißen Federn. Er streckte sich neben Francis auf den Steinen aus. »Nichts auf der Welt liebe ich mehr als warme Steine«, murmelte er und strich sich über den Bauch. »Und das Wasser! Was für ein süßes Leben wir führen, Francis. Ich würde gern ein paar von diesen kleinen Fischen fangen und sie braten. Sie lassen sich sehr gut essen.« Und grausam lächelnd fuhr er fort: »Du beträufelst sie mit Zitrone, und sie knirschen dir zwischen den Zähnen. Ich habe Hunger jetzt. Geh und hol den Käse aus dem Zelt. Es sind auch ein paar Tomaten da und etwas Brot in der Blechdose; der Wein ist im Tümpel beim Zelt.« Er schloß die Augen.

Francis kam zurück, und sie aßen träge und langsam inmitten einer Ansammlung interessierter Fliegen. Danach schliefen beide.  - (fran)

 

Leben

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme